Die Verbreitung von Schwarzwild ist in Österreich eher auf das nord-östliche Bundesgebiet konzentriert. Das Wildschwein hat aktuell die mit Abstand höchsten Zuwachsraten der heimischen Schalenwildarten. Ein wesentlicher Grund dafür ist ihre extreme Anpassungsfähigkeit. Finden Sie hier einen kurzen:

Steckbrief
zum Wildschwein

Grafik: Wildschwein, Tierfamilie - Jagdfakten.at

Das Wildschwein gehört zur Familie der „echten“ oder „altweltlichen“ Schweine und zur Ordnung der Paarhufer. Damit ist es direkt mit unserem Hausschwein verwandt. Weitere Paarhufer sind zum Beispiel Rinder, Ziegen, Schafe aber auch Hirsche und Antilopen oder Flusspferde und Giraffen.

Name: Schwarzwild bzw. Wildschwein (Sus scrofa)
Name männlich: Keiler
Name weiblich: Bache

Name des heranwachsenden Männchen: Frischling (im 1. Lebensjahr),
Überläufer bzw. Überläuferkeiler (im 2. Lebensjahr)

Name des heranwachsenden Weibchen: Frischling (im 1. Lebensjahr),
Überläufer bzw. Überläuferbache (im 2. Lebensjahr)

Weibchen mit Jungen: Führende Bache

Tierfamilie: Haarwild, Schalenwild, Schweine

Größe: Kopf-Rumpf-Länge 130 – 170 cm
Schwanzlänge (Pürzel) bis 25 cm

Gewicht: Der Keiler (das Männchen) wird bis zu 170 kg (in Ausnahmen auch deutlich schwerer), die Bache (das Weibchen) bis zu 125 kg
Frischlinge werden bis zu 45 kg und Überläufer bis zu 75 kg schwer.

Geschlechtsreife: Bachen mit 8 bis 10 Monaten.
Keiler erreichen sie mit 12 bis 18 Monaten. 

Paarungszeit: beim Schwarzwild auch Rauschzeit genannt – November bis Februar

Trächtigkeitsdauer: 114 – 118 Tage (Merkformel 333: 3 Monate, 3 Wochen, 3 Tage)

Geburt der Jungen (Frischzeit): März – Juni

Zunehmend wird allerdings eine Veränderung der Frischzeit bemerkt. Nicht selten kann es vorkommen, dass Bachen abweichend von der “normalen” Frischzeit Junge bekommen. Ein Merksatz aus der Jägersprache lautet daher “Februar, März, April – die Bache frischt, wann sie will”.

Junge: 5-6 (mind. 2-3, max. bis zu 10)

Laufgeschwindigkeit: bis zu 50 Kilometer pro Stunde.

Wildschwein - Bache mit Frischlingen, Jagdfakten.at informiert

Bache mit Frischlingen

AKTIVITÄTSZEIT
Wann sind Wildschweine aktiv?

Schwarzwild ist von Natur aus tagaktiv. Aufgrund der immer stärkeren Einflüsse durch die Menschen (Besiedelung, Aktivitäten im Wald) ändert sich das, wodurch Wildschweine nun mehrheitlich in der Nacht unterwegs sind. Untertags suchen sie ihre Ruhe abseits der Wege, zum Beispiel im Unterholz. Oft ruhen sie auch in ihren Kesseln die sie fast täglich neu anlegen.

LEBENSRAUM
Wo leben Wildschweine?

Wildschweine bevorzugen unterholzreiche, feuchte Mischwälder oder Laubwälder die auch Gewässer mit schlammigen Ufern oder morastige Stellen enthalten. Wildschweine sind übrigens hervorragende Schwimmer. In einem ursprünglichen Biotop sind sie Waldbewohner, in Kulturlandschaften werden häufig Felder und landwirtschaftliche Kulturen aufgesucht.

Das ist der Hauptgrund, warum Wildschweine so stark bejagt wurden und in Teilen Europas fast ausstarben. Heute gibt es für Wildschweine einen klar festgelegten Abschussplan, der vor allem der Aufrechterhaltung des ökologischen Gleichgewichts dient, wie es Österreichs Jäger in ihrem Leitbild festgehalten haben.

In Österreich kommt das Schwarzwild in den Flachland- und Augebieten bis in das Mittelgebirge des Voralpenlandes vor. In den Hochlagen der Gebirge kann das Wildschwein mangels ausreichender Nahrung nicht ständig leben. Gar nicht so selten kreuzen sich die Wege von Menschen und Wildtieren auch in der Stadt. >> Einblicke in das Wiener Wildtierleben.

Ursprünglich war das Schwarzwild nur in Europa, Asien und seit der letzten Eiszeit auch in Nordafrika heimisch. Heute gibt es durch bewusste Ansiedlung auch Populationen in Nord- und Südamerika sowie in Australien.

Wildschweine verlieren mit der Zeit die Scheu vor Menschen und dringen immer tiefer in besiedelte Gebiete und kultivierte Landschaften vor. Dadurch kommt es nicht selten zu Schäden in Gärten und Grünanlagen, bzw. zu Fraß- und Wühlschäden, die der Land- und Forstwirtschaft enorm zusetzen.

Ihr Verhalten gegenüber Menschen ist über weite Strecken als unbedenklich einzustufen.
Dennoch sollten Sie aber vor allem während der Aufzucht der Jungen in den Hauptmonaten März, April, Mai & Juni bei Wanderungen in der Natur Vorsicht walten lassen. Bachen beschützen instiktiv ihren Nachwuchs vor allen potenziellen Feinden, wie Menschen und Hunden. Die spitzen und scharfen Eckzähne können gravierende Verletzungen verursachen. Bei einem Angriff gegen Menschen attackieren Wildschweine zu meist die Innenseiten der Beine und können dabei die Schlagadern verletzen.

Wildschweine haben in Mitteleuropa kaum natürliche Feinde.
Luchse, Bären und Wölfe erbeuten zwar regelmäßig Wildschweine, den größten Eingriff in die Populationsdichten stellen allerdings die Jägerinnen und Jäger, sowie eine witterungsbedingte Sterblichkeit dar. Die gefährlichste Zeit für neugeborene Wildschweine sind die ersten drei bis vier Wochen. Kommt es in dieser Zeit zu Kälteeinbrüchen ist die Sterberate relativ hoch, da in den ersten Lebenswochen die natürliche Wärmeregulation der Jungtiere noch nicht ausgeprägt ist. In Österreich überleben im Schnitt rund 75 Prozent der Jungtiere.

Die natürliche Lebenserwartung von Wildschweinen liegt in der freien Natur bei 8 bis 12 Jahren. In Gehegen können Wildschweine bis zu 30 Jahre alt werden.

SOZIALVERHALTEN
Wie leben Wildschweine?

Wildschweine leben in Rotten und pflegen ein außerordentliches Sozialverhalten. Mitglieder einer Schwarzwild-Rotte sind Bachen, Überläufer (weiblich und männlich im 2. Lebensjahr) und Frischlinge. Keiler leben als Einzelgänger und werden nur in der Rauschzeit im Verband einer Rotte geduldet.

In der Rotte selbst herrscht eine strenge Hierarchie und Rangordnung. Sie wird von der Leitbache, zumeist das älteste weibliche Tier mit der meisten Erfahrung, angeführt. Die Leitbache bestimmt praktisch alle wesentlichen Aktivitäten der Rotte: von der Nahrungssuche bis zum Zeitpunkt der Rauschzeit. Stirbt die Leitbache, gibt es in der Regel zwei Möglichkeiten: Entweder es findet sich ein Ersatz in einem Rangkampf, oder die Rotte löst sich auf und die einzelnen Tiere schließen sich anderen Gruppen an.

AUSSEHEN & MERKMALE
Woran erkennt man ein Wildschwein?

Charakteristisch für das Wildschwein ist ein großer Kopf, der rund ein Drittel des Körpers ausmacht und der praktisch ohne Hals in einen stämmigen, gedrungenen Körper übergeht.

Trotz seiner kurzen Beine schafft es eine Laufgeschwindigkeit von bis zu 50 Kilometer pro Stunde. Auffallend ist auch die eher stumpfe Schnauze, die in einen für Schweine typischen Rüssel übergeht. Die Ohren und Augen sind eher klein.

Das Fell des Wildschweins ist im Sommer kurz und glatt – im Winter zottig mit langen schwarzen Borsten, wobei die Grundfarbe älterer Wildschweine als schwarz-grau bezeichnet werden kann. Daher auch der Name Schwarzwild.

Kennzeichnend für Wildschweine ist ein langer Haarkamm am Rücken, der in der Jägersprache auch „Saubart“ genannt wird.

Rein äußerlich sind männliche und weibliche Wildschweine, aufgrund der Größe und durch die beim Keiler stark ausgeprägten Eckzähne, zu unterscheiden: die s. g. „Hauer“. Mit geschultem Auge und gutem Fernglas kann eine Unterscheidung auch anhand der primären Geschlechtsteile festgestellt werden.

Frischlinge erkennt man sehr leicht, denn sie haben in den ersten Lebensmonaten ein mittelbraunes Fell mit gelblichen Streifen in Längsrichtung. Nach etwa einem halben Jahr nimmt die Fellfarbe dann allmählich jene der älteren Wildschweine an.

Wildschwein - Bache mit Frischlingen, Jagdfakten.at informiert

Die Jungen (Frischlinge) sind in den ersten Lebensmonaten durch ihre Fellfärbung gut getarnt.

ERNÄHRUNG
Was frisst das Wildschwein

Wildschweine sind Allesfresser. Larven, Engerlinge und Regenwürmer dienen ihm genauso als Nahrung wie Eier, Mäuse und Aas, Bucheckern oder Eicheln bzw. Kartoffel, Rüben, Mais oder Getreide. Trotzdem ernähren sie sich überwiegend (bis zu 90 Prozent) von pflanzlicher Nahrung.

Sie suchen sich sehr genau aus, was sie fressen. Auf ihrem Speiseplan stehen unter anderem:

  • Gräser und Pilze
  • Wurzeln und Triebe
  • Kräuter und Früchte
  • Würmer, Mäuse und Aas

Mit ihrer Schnauze können sie hervorragend in der Erde wühlen und daher sind auch Blumenzwiebel eine beliebte Nahrung. Wie anpassungsfähig Wildschweine sind, zeigt sich in der Tatsache, dass sie in der Nacht auch in Menschensiedlungen kommen und dort in den Mistkübeln nach Gartenabfällen und Speiseresten suchen.

Zu den absoluten Lieblingsspeisen der Wildschweine gehören jedoch die Früchte von Eichen und Buchen. In Jahren in denen diese beiden Baumarten genügend Früchte tragen, ernähren sich Wildschweine monatelang fast ausschließlich davon. Tragen sie keine, oder nur wenig Früchte, gehen Wildschweine auch auf landwirtschaftlich genutzten Flächen auf Nahrungssuche.

Bei guter Ernährungssituation, zum Beispiel bei Mastjahren von Eiche und Buche, kann sich eine Wildschwein-Population regional im Vergleich zum Frühjahrsbestand sogar verdoppeln.

Daher haben auch die Abschussraten bei Wildschweinen deutlich zugenommen, um so das ökologische Gleichgewicht aufrechtzuerhalten. Die extreme Anpassungsfähigkeit vom Schwarzwild ist vor allem auf den vermehrten Anbau von Mais zurückzuführen.

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Wo kann man Wildschweine beobachten?

Wildschweine sind eigentlich scheue und tagaktive Tiere. Durch das Vordringen des Menschen in ihren Lebensraum werden sie aber zusehend auch in der Nacht aktiver. Gar nicht so selten kreuzen sich mittlerweile die Wege von Menschen und Schwarzwild in der Stadt.

Am ehesten ist das Schwarzwild in den, für den Nordosten Österreichs so typischen Laub- und Mischwäldern anzutreffen und zu beobachten.

Halten Sie sich an die Spielregeln der Natur und bleiben Sie im Wald auf den markierten Wegen. Dann laufen Sie auch nicht Gefahr, sich im Frühjahr den Unmut einer Bache zuzuziehen. In dieser Zeit sollten Sie unbedingt die Nähe zu den Wurfkesseln meiden, wo die Frischlinge liegen.