Sie ist DER dominante Baum in unseren Wäldern: Die Fichte. Obwohl von Haus aus heimisch, kam es vor allem im letzten Jahrhundert zu großflächigen Aufforstungen, sodass heute etwa jeder zweite Baum in Österreich eine Fichte ist. In der jüngsten Zeit ist ihr Bestand, zugunsten verschiedener Laubbäume, wieder rückläufig. In diesem Beitrag beantworten wir folgende Fragen rund um den heimischen Nadelbaum:

 

DIE FICHTE

  • Woher stammt der Name Fichte?
  • Wofür steht die Fichte als Symbole?
  • Wo wächst die Fichte in Österreich?
  • Woran erkenne ich eine Fichte?
  • Wie kann ich eine Fichte von einer Tanne unterscheiden?
  • Warum Zapfen eigentlich Blüten sind
  • Welche Schädlinge befallen die Fichte?

Name & Abstammung

Der lateinische Name Picea leitet sich vermutlich entweder aus dem indogermanischen Wort „pik“ für „Pech“ bzw. „Harz“ oder dem ebenfalls indogermanischen Wort „peuk“ für „stechen“ ab. Die wahrscheinlichste Abstammung für das deutschsprachige Wort Fichte kommt aus dem althochdeutschen „fietha“ oder „fiuthia“ bzw. dem mittelhochdeutschen „viethe“, was jeweils „rot“ bedeutet und damit auf die Färbung der Rinde beim jungen Baum schließen lässt.

Name allgemein:
Fichte (lat. Picea) 

Baumfamilie:
Nadelbaum, Familie: Kieferngewächse, Gattung: Fichte

Häufigste Art in Österreich:
Gemeine Fichte (Picea abies) 

Höhe:
Durchschnittlich bis zu 40 Meter; unter besonderen Bedingungen in Europa bis zu 60 Meter; spezielle Arten in Nordamerika bis zu 90 Meter

Blattform:
nadelförmig, vierkantige Nadeln, spitz

Blütezeit:
April bis Juni (nicht jedes Jahr)

Früchte:
Zapfen

Wurzelsystem:
Flachwurzler

Erscheinung:
immergrün

Häufigste Nutzung:
Bauholz, Papiererzeugung, Brennholz

Vorkommen
der heimischen Fichte

In Österreich gibt es wenige Wälder ohne Fichtenanteil. In der Regel handelt es sich um die „gemeine Fichte“ (picea abies), auch Rotfichte oder fälschlicher Weise Rottanne genannt. Sie ist Bestandteil in über 80 Prozent aller heimischen Wälder; rund 40 Prozent bestehen ausschließlich aus der Fichte. Obwohl sie so dominant ist, ist ihr Vorkommen rückläufig. Der Anteil an Laubbäumen im Vergleich zu Nadelhölzern steigt in Österreich leicht. Ein wesentlicher Grund dafür ist das sich verändernde Klima.

Die Fichte ist in Österreich autochthon, also heimisch. Ihre ursprünglichen und natürlichen Verbreitungsgebiete sind höhere Lagen im Alpenraum sowie das Wald- und Mühlviertel.

Aufgrund ihrer guten Eigenschaften als Nutzholz kam es im vergangenen Jahrhundert zur bewussten Aufforstung, sodass die Fichte heute nahezu im gesamten Bundesgebiet heimisch ist – von Mischwäldern in niedrigeren und mittleren Lagen bis in den alpinen Bereich in 2.000 Meter Seehöhe. Die dadurch künstlich geschaffenen und teilweise großflächigen Monokulturen werden heute von vielen kritisch gesehen und von der Forstwirtschaft nicht mehr gefördert.

Die Fichte stellt keine allzu hohen Ansprüche und wächst auch auf Böden mit geringerem Nährstoffgehalt. Von Natur aus bevorzugt sie jedoch höhere Lagen mit ausreichender Feuchtigkeit. Auch deshalb machen ihr die trockenen und heißen Sommer der letzten Jahre zu schaffen.

Neben der „gemeinen Fichte“ gibt es in Österreich auch weitere Fichtenarten, die als Garten- oder Zierpflanzen bzw. als Christbäume dienen. Dazu zählen unter anderem die Blau- oder Stechfichte, die ob ihrer schönen Farbe auch ein beliebter Weihnachtsbaum ist und die serbische Fichte bzw. die Sapindus-Fichte aus dem Kaukasus.

Weltweit gesehen ist die Fichte ausschließlich auf der Nordhalbkugel in Europa, weiten Teilen Asiens und in Nordamerika zu finden. Eine Ausnahme ist die „picea mexicana“, die, wie der Name schon sagt, in Mexiko, also in Mittelamerika zu finden ist.

Fichte, Steckbrief, Jagdfakten.at

Wachstum & Aussehen

Die Fichte zählt – wie alle heimischen Nadelbäume – zu den immergrünen Baumarten.
Einzige Ausnahme ist die Lärche, die ihre Nadeln im Winter verliert.

Im Unterschied zur Tanne, zählt die Fichte zu den Flachwurzlern, was sie deutlich anfälliger für Sturmschäden macht. Mit bis zu 40 Metern zählt die gemeine Fichte in unseren Wäldern, nicht nur aufgrund der Häufigkeit, sondern auch durch ihre Höhe, zu den auffälligsten Bäumen. Der Stamm kann dabei rund eineinhalb Meter dick werden.

Ihr Wachstum ist kegelförmig, das heißt nach oben verjüngt, schmaler werdend. Ihre Rinde hat, vor allem bei jungen Bäumen, eine rötliche bis braune Färbung. Ältere Bäume, oder solche in höheren oder sehr wetteranfälligen Lagen, haben eine gräuliche Rindenfärbung. Das Holz ist gleichmäßig hell, eher weich und daher auch sehr gut zu bearbeiten. Nicht zuletzt ist sie wegen ihres geraden Stammes ein beliebtes Bauholz.

Die Nadeln der Fichte sind immergrün, vierkantig und spitz. Zudem sind sie vergleichsweise hart. Sie werden durchschnittlich ein bis zwei Zentimeter lang. Ein gesunder Baum hält seine Nadeln mehrere Jahre; fünf bis sieben Jahre sind normal. Ist ein Baum krank oder herrscht große Trockenheit, verliert er seine Nadeln auch früher. Charakteristisch ist auch die Anordnung der Nadeln am Zweig: Diese sind kreisrund angelegt. Dabei wachsen die Nadeln aus kleinen stielartigen Ansätzen (Blattkissen), die auch bestehen bleiben, wenn die Nadeln abgefallen sind. Daher fühlen sich die Zweige an diesen Stellen auch immer rau an.

Bis die Fichte das erste Mal blüht, dauert es zumindest zehn Jahre. Manche brauchen bis zur ersten Blüte sogar bis zu 40 Jahre. In der Regel blüht ein gesunder Baum nur alle drei bis vier Jahre, in höheren Lagen sogar noch seltener, etwa alle sieben Jahre. Dabei wird zwischen männlichen und weiblichen Blüten unterschieden, wobei die Fichte zuerst nur weibliche Blüten trägt. Diese sind rötlich und stehen – ausschließlich in der Baumkrone – zapfenartig nach oben. Die männliche Blüte ist an der Spitze der Zweige zu sehen, zuerst rötlich und dann gelblich und etwa einen Zentimeter groß.

Die Zapfen der Fichte hängen – zum Unterschied zu den Tannenzapfen – nach unten an den Ästen des Baumes. Sie werden zehn bis 15 Zentimeter lang und drei bis vier Zentimeter breit. Die fett- und nährstoffreichen Samen der Zapfen sind eine wichtige Nahrungsquelle für verschiedene Waldtiere, wie zum Beispiel Eichhörnchen oder Vögel. Zudem sind die jungen Triebe vor allem für das Rot- und Rehwild eine köstliche Versuchung.

Fichten werden bis zu 600 Jahre alt und wachsen im Vergleich zu anderen Holzarten schnell. Bis sie als Bauholz genutzt werden können, dauert es nur rund 80 Jahre.

Wussten Sie, dass Fichtenzapfen aus den weiblichen Blütenständen entstehen? Die anfangs rötlichen und nach obenstehenden Blüten verholzen mit der Zeit und hängen dann – braun, wie wir sie kennen – als Zapfen am Ast, bevor sie abfallen und von uns beim Wandern am Waldboden gesehen werden.

Fichte vs. Tanne
4 wesentliche Unterschiede

FICHTE:

  • Nadeln sind vierkantig und spitz.
  • Nadeln wachsen rund um den Zweig.
  • Nadeln werden ca. 1-2 cm lang.
  • Zapfen hängen am Ast.
  • Zapfen und fallen ab.
  • Rinde ist bräunlich-rot, schuppig, rissig.
  • Wurzeln: Flachwurzler.

TANNE:

  • Nadeln sind stumpf, weich und stechen nicht.
  • Nadeln wachsen 2-reihig nur an der Seite.
  • Nadeln werden ca. 3 cm lang.
  • Zapfen stehen kerzenförmig am Ast.
  • Zapfen lösen sich am Baum auf.
  • Rinde ist gräulich, glatt.
  • Wurzeln: Tiefwurzler.

Fichten-Arten
in Österreich

In Österreich sind hauptsächlich folgende Fichtenarten zu finden:

  • Rotfichte (picea abies) auch “gemeine Fichte” bzw. fälschlich “Rottanne” genannt
  • Blau- oder Stechfichte
  • Serbische Fichte
  • Sapindus-Fichte aus dem Kaukasus

Der Borkenkäfer
Hauptfeind der Fichte

Der größte Feind der heimischen Fichte ist der Borkenkäfer. Seine Verbreitung und damit der vermehrte Befall von Fichten, hat in der letzten Zeit deutlich zugenommen. Ein wesentlicher Grund dafür sind die Klimaerwärmung und die künstliche Aufforstung in niedrigeren Lagen. Die Fichte leidet unter der Hitze und wird von dieser nachhaltig geschwächt. Der Befall von Borkenkäfern (z.B. Buchdrucker) ist die Folge.

Eine Rettung der Bäume ist dann nur noch selten möglich. Zumeist kommt es zu großflächigen Abholzungen. So kam es etwa erst 2019 in vielen Teilen Österreichs zu einem verheerenden Befall und zur Abholzung ganzer Wälder. Die Folge war ein enormer wirtschaftlicher sowie klima- und umwelttechnischer Schaden. Der Lebensraum unzähliger Waldtiere ist damit abhandengekommen.

Zu erkennen ist der Befall leider erst sehr spät, da sich der Borkenkäfer eher in den oberen Bereichen der Krone in den Baum „bohrt“. Dadurch entsteht das sogenannte Bohrmehl, das oft als feiner, heller Staub (wie Sägemehl) am Boden, rund um den Stamm, zu sehen ist.

Die Fichte als Symbol
der Hoffnung

Durch ihre natürliche Verbreitung in Europa ist die Fichte seit jeher ein Baum, der als Symbol in den verschiedensten Kulturen Bedeutung erlangte. So diente er den Germanen als Lebensbaum, die Griechen widmeten ihn dem Meeresgott Poseidon und bei den Römern war er – wie zum Beispiel auch die Tanne – ein Symbol der Hoffnung und daher bei Trauerfeierlichkeiten ein fixer Bestandteil.

Im Mittelalter und in der Märchenwelt wurde der Fichtenwald stets als dunkel und mystisch beschrieben und dargestellt, was auf den dichten Wuchs und das daher schwer einfallende Sonnenlicht bei Fichtenwäldern zurückzuführen ist.

Anders als die Nadelbäume Eibe, Kiefer, Tanne, Zeder und Zypresse, findet die Fichte keinen Platz im Keltischen Baumkreis, weswegen es auch kein eigenes Baumhoroskop für sie gibt.

Die Fichte –
ein bruchgerechter Baum

Der „Bruch“ war vor allem vor dem Handy wichtig für die Verständigung der Jäger im Wald. Brüche dienten als Hinweise, wo z.B. das Wild stand (Standortbruch) bzw. in welche Richtung seine Fährte führt (Fährtenbruch). Brüche sind nicht allzu große Astteile, die immer gebrochen und nie geschnitten werden. Traditionell gelten folgende Holzarten als bruchgerecht: Tanne, Eiche, Kiefer, Lärche, Fichte, Erle, Buche, Latsche, Zirbe, Eibe, Wachholder und Almenrausch. Der heute noch wichtigste Bruch ist der sogenannte “letzte Bissen”.

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