Hasskommentare und Shitstorms – ein Phänomen aus den sozialen Netzwerken erreicht auch die heimische Jagd in Österreich

Wir kennen es alle – ein emotionaler Kommentar zu einem Thema lässt unseren inneren Vulkan erbeben und auch wir wollen unserem Standpunkt Ausdruck verleihen. Im persönlichen Gespräch gibt es aber diese kleine Hemmschwelle – das sprichwörtliche Engelchen auf der Schulter – das uns abrät, unserem Gegenüber die Meinung zu geigen und uns dazu bewegt, doch eher gemäßigt und zivilisiert zu reagieren.

Innerhalb Sekunden erinnern wir uns an unsere gute Kinderstube und debattieren normal weiter – schließlich kann man ja eine andere Meinung haben und dennoch in einem normalen Ton miteinander reden. Soweit, so nachvollziehbar, hat sich doch dieses Verhalten im Alltag bewährt.

In diesem Artikel wollen wir nun jedoch auf etwas eingehen, was weit über die Grenzen des beschriebenen Falls hinausgeht. Die Rede ist von Hasskommentaren, die auch strafrechtliche Relevanz haben können:

 

Hasskommentare dieser Art findet man meist im scheinbar anonymen Internet, wenn sich die Diskussion um einen Zeitungsbericht auf Facebook und Co dreht. In diesen Diskussionen hat das gutmütige Engelchen auf der Schulter schon mal Pause und der Ärger über eine Sache mündet in blanke Wut. Dass diese Kommentare alles andere als harmlos sind, zeigen zahlreiche Beispiele.

Im November 2018 erkrankten neun Jäger in Bayern nach einer gemeinsamen Jagd an der Hasenpest, einer Infektion, die ohne Behandlung tödlich verlaufen kann. Auch große Tagesmedien berichteten über die Ansteckung. Trotz der recht objektiven Berichterstattung häuften sich Anfeindungen und Hasskommentare gegen Jäger auf Facebook:

Ein Nutzer schreibt: „Die Natur wehrt sich gegen die mordgeilen Hobbyjäger…find ich gut!!!

 

Ein anderer Nutzer schreibt: „Ich esse kein Fleisch und wünsche den Jägern, ebenso den ignoranten Fleischfressern von Herzen alles Schlechte!“

Noch ein Kommentar lautet: „Die Natur schlägt zurück (y) jetzt wünsche ich noch allen Fleischessern ähnliches. …

 

Doch solche Kommentare erblassen angesichts des blanken Hasses, der unter Artikeln zu lesen ist, die die Jagd in Afrika behandeln. Im Juni 2018 wurde bekannt, dass eine amerikanische Jägerin eine seltene schwarze Giraffe erlegt hat. Die Kronen Zeitung berichtete über diesen Fall:

 

 

Ein Nutzer wünscht der Jägerin von einem Löwen angefallen zu werden: „Hoffe eines Tages geht es ihr so wie dem, der von einem Löwen angefallen wurde

Ein anderer Nutzer kommentiert: „Sperrt sie nackt in einen Käfig und jagt sie dann auch! Anschließen erschießt sie dann einfach!… Unnötige Gestalt!Freu mich auf den Tag wenn ich so etwas erwische…Dann wird der Spieß umgedreht!

 

Wenn aus Worten Taten werden

Wie schnell solche Hasskommentare eine Stimmung provozieren, die in unheimliche Taten gipfelt, zeigt ein anderer Fall aus Deutschland, über den im Jänner 2019 berichtet wurde:

Eine junge Studentin (25) postet ein Bild auf Instagram, auf dem sie mit einem erlegten Fuchs zu sehen ist. Die Kommentare unter dem Foto triefen vor blankem Hass auf die Jägerin. So stand dort, dass sie vergewaltigt und getötet werden sollte. Sie solle ausgeweidet werden, ihre Kehle müsse durchgeschnitten werden.

Hasskommentare gegen Jäger, Jagdfakten.at

Immer wieder schlichen mehrere Personen um ihr Haus herum (Symbolbild, Pixabay)

Eines Tages sieht sie eine Gruppe von Personen durch ihren Garten streifen. Die junge Frau ruft die Polizei, doch die Gestalten fliehen unerkannt. Nachdem die Polizei weg ist, leuchten die Gestalten mit Taschenlampen in ihr Schlafzimmer. In den darauffolgenden Tagen schleichen immer wieder mehrere Personen um ihr Haus herum und klingeln an ihrer Haustür.

Auch der Jagdhund der Studentin wird zur Zielscheibe. Sie bekommt ein Bild auf Snapchat geschickt, das ein mit Tabletten gespicktes Stück Fleisch zeigt, welches jemand vor den Hundezwinger auf ihrem Grundstück hält.

Die junge Frau hat Angst. Kurz darauf wird auch der Hochsitz eines Nachbarn zerstört und sie ist sich sicher, dass dieser Angriff ihr galt. Sie erstattet Anzeige und zeigt auch die Beleidigungen auf Facebook an.

Hasskommentare gegen Jäger auch in Österreich kein Einzelfall

Dass solche Hasskommentare gegen Jäger auch in Österreich vorkommen, hat nun jüngst ein Gericht bestätigt und einen Angeklagten wegen Beleidigung in gleich 93 Fällen und in 2 Fällen von übler Nachrede strafrechtlich verurteilt. Zu weiteren fünf Fakten erfolgte ein Freispruch.

Der Angeklagte ist DDr. Martin Balluch, Obmann des Vereines gegen Tierfabriken (VGT). Balluch, der auch für die Partei JETZT – Liste Pilz heuer für den Nationalrat kandidierte, hat Hasskommentare, die unter anderem auch Morddrohungen beinhalteten, gegenüber einer Person über viele Monate hinweg nicht von seiner Facebookseite gelöscht.

Das Gericht sieht keinen Zweifel an der medienrechtlichen Letztverantwortung des DDr. Balluch für die Facebookseite und erkennt sogar die Absicht, die öffentliche Stimmung gegen den Jäger zur Eskalation zu bringen.

Die Berichte einer ORF-Journalistin über den Rechtsstreit und die Auseinandersetzung zwischen Kläger und Beklagten, wurden in der Vergangenheit von Seite des VGT und Balluchs regelmäßig kritisiert und auch das öffentliche Facebookprofil der Journalistin wurde verbreitet.

 

Ein Gericht bestätigte den Tatbestand der Beleidigung in gleich 93 Fällen

Bessere Schulung für Jägerinnen und Jäger

Angesichts solcher Hasskommentare und der Stimmungsmache gegenüber Jägern im scheinbar anonymen Internet will die „Jagd Österreich“ nun spezielle Guidelines zum Umgang mit wütenden Jagdgegnern für die Jägerinnen und Jäger in Österreich entwickeln. Das Credo lautet: „Sachlichkeit und Verständnis für andere Meinungen“.

Dass man sogenannte „Internet-Trolle“ nicht „füttern“ soll, ist längst bekannt. Rein in der Umsetzung ist dies jedoch manchmal nicht so leicht. Die Guidelines sollen helfen, sogenannte Shitstorms zu vermeiden und die Stimmung in den Kommentaren gar nicht erst ins Negative kippen zu lassen.

Die Jagdfakten-Redaktion vertritt den Standpunkt, dass man alle Themen, so emotional sie auch sein mögen, ruhig und sachlich diskutieren kann – wichtig ist, dass man sich auch nach der Diskussion noch gegenseitig in die Augen, und sich selbst im Spiegel ansehen kann. Die gezeigten schrecklichen Hasskommentare sind allerdings scharf zu verurteilen und sollten keinen Platz im öffentlichen Diskurs haben.

 

WEITERLESEN:

Fakten: Wissenswertes zur Jagd in Österreich
Die wichtigsten Fragen zur Jagd und Jäger in Österreich
Was macht ein Jäger?