Ins Visier genommen:

Seit 1870 steht der Name Sodia für Büchsenmacherhandwerk vom Allerfeinsten.
In fünfter Generation führt Reinhold Sodia das Unternehmen in Salzburg, von der Fertigung aber hat er sich längst verabschiedet. Ein Porträt:

HANDWERK
BÜCHSENMACHER

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BÜCHSENMACHER

Zuweilen ist der Weg schon vorgegeben, bevor das Kind den ersten Schrei getan hat. Das war auch bei Reinhold Sodia so. Hineingeboren in eine Familie, die sich seit 1870 der Büchsenmacherei verschrieben hat, war von Anfang an klar, wohin sein Weg – und auch der seiner beiden Brüder – führen würde. Die Wurzeln des Traditionsbetriebs liegen in Ferlach in Kärnten, heute noch Ausbildungszentrum aller BüchsenmacherInnen weltweit. Reinhold Sodia jedoch hat sein Unternehmen seit über 30 Jahren in Salzburg, und das aus gutem Grund:

„Nachdem die Fertigung 1987 eingestellt wurde, hat mein Großvater seine drei Söhne in ganz Österreich aufgeteilt, um Sodia landesweit zu etablieren. Und so ist mein Vater in Salzburg gelandet.“

Industrieware
statt Handwerk

Reinhold Sodia hat sein Unternehmen längst auf breite Beine gestellt: Er bietet Vorbereitungskurse für JungjägerInnen an und Ausrüstung für JagfreundInnen, aber auch NaturliebhaberInnen, Outdoor-SportlerInnen und HundebesitzerInnen. Büchsen selbst werden in Salzburg keine gefertigt, das sei der Zeit geschuldet, die letzte große Fertigung war die „Sodia Superleicht“ Ende der 1980er-Jahre.

Wie viele Büchsenmacher gibt es in Österreich noch?

 

Insgesamt, vermutet Sodia, gebe es in Österreich vermutlich nur noch um die zehn Büchsenmacher, die noch selbst produzieren. Einer davon ist sein Bruder Werner in Wien.

In Zeiten der Industrialisierung und auch der begrenzten Möglichkeiten, Büchsen ins Ausland zu exportieren, falle die Kosten-Nutzen-Rechnung zulasten des Handwerks. Immerhin kostet eine handgefertigte Büchse „25.000 Euro aufwärts“, rechnet Sodia vor – eine Summe, die heute kaum jemand zahlen möchte. Dazu kommt noch eine Lieferzeit von ein bis zwei Jahren.

Alles aus einer Hand

Die goldenen Jahre, das seien jene Ende der 1960er, Anfang der 1970er gewesen. Zu dieser Zeit betrug der Exportanteil der Salzburger Dependence Sodias ca. 70–75 %, beliefert wurden vorderhand europäische und allerhand Überseeländer. Die AbnehmerInnen setzten sich zum größten Teil aus BüchsenmacherInnen, Waffengeschäften und WiederverkäuferInnen zusammen.

Aber auch davor waren heimische BüchsenmacherInnen gut im Geschäft. „Mein Großvater beispielsweise hatte in Ferlach den größten Industriebetrieb Kärntens mit 132 angestellten Büchsenmachern. Er war auch der einzige, der eine komplette Büchse selbst fertigen konnte“, erinnert sich Sodia. Und zwar vom Lauf über Schaft, Gravur, Abzug bis hin zu Zieloptik, Sicherung und Abzugssystem.

Der Bau einer Büchse ist schließlich eine komplexe Angelegenheit, die neben Präzision und Fingerspitzengefühl auch viel Zeit und Leidenschaft für das Material erfordert.

Jagdwaffen
Instandhaltung & Wartung

Bis zu 5.000 Waffen waren es, die in den erfolgreichsten Jahren per anno über den Ladentisch wanderten. Auch heute seien noch jede Mange handgefertigter von damals im Umlauf, wobei es „für Laien schwer zu erkennen ist, welche Qualität sie haben. Dafür braucht es den Experten.“

Ab zum Service! Experten sind auch gefragt, wenn es um die Instandhaltung und Wartung der Jagdwaffen geht. Sodia: „Anders als beim Auto gibt es hier – leider – keine gesetzlichen Vorschriften. Ich rate aber jedem/r JägerIn, die Waffe einmal im Jahr zur Inspektion zu bringen, um die Verunreinigungen zu beseitigen, die Zieloptik neu einzustellen und so weiter.“

Ein Service, das freilich auch Sodia in seinem Salzburger Geschäft anbietet, das er mit seiner Frau, einer Architektin, führt. Dass ihre beiden Zwillingsmädchen Franziska und Antonia – übrigens benannt nach den beiden Unternehmensgründern Franz und Anton – später einmal in seine Fußstapfen treten, glaubt Sodia nicht nur deshalb nicht, weil sie erst fünf Jahre alt sind. „So schade es ist – aber ich glaube, der Büchsenmacher wird ein aussterbender Beruf werden.“

UNSERE
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Bildquellen für diesen Beitrag: © Sodia | © iStock
Autor für diesen Beitrag: U. Macher / Jagdfakten.at

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