Naturschauspiel Zugvögel
Es ist immer wieder ein faszinierendes Naturschauspiel die Zugvögel zweimal im Jahr am Himmel zu beobachten.
Anlässlich des Weltzugvogeltages am 11. Mai widmen wir uns den meistgestellten Fragen zum Thema Zugvögel. Erfahren Sie in diesem Beitrag:
- Warum gibt es einen Weltzugvogeltag?
- Was ist ein Zugvogel und wie viele gibt es?
- Warum verlassen Zugvögel ihr Brutgebiete?
- Welche Flugrouten nehmen Zugvögel und wie navigieren sie?
- In welcher Flugformation fliegen Zugvögel?
- Wie hoch und weit fliegen Zugvögel?
- Welche Zugvögel überwintern in Österreich?
- Welche Vögel bleiben das ganze Jahr in Österreich?
ZUGVÖGEL
Welche gehören dazu, wieviele gibt es bei uns?
Was ist ein Zugvogel?
Als Zugvogel werden Vögel bezeichnet, die jährlich – zur annähernd gleichen Zeit – ihre Brutgebiete verlassen, in ihr Winterquartier fliegen und im Frühjahr wieder zurückkehren. Das tun sie Jahr für Jahr auf etwa den gleichen Routen.
Wie viele Zugvögel gibt es?
Offiziellen Schätzungen zufolge sind weltweit jährlich 50 Milliarden Zugvögel unterwegs. Zehn Prozent davon, etwa fünf Milliarden, allein zwischen Europa und Afrika. Demnach zählen rund 2/3 aller Vögel zu den Zugvögeln. In Österreich sind sogar nur zehn Prozent sesshaft.
Wie werden Zugvögel unterschieden?
Innerhalb der Zugvögel gibt es: Langstreckenzieher und Teilzieher bzw. Kurzstreckenzieher.
Jagdbar sind nur wenige Zugvogelarten.
Von den in Österreich brütenden Vögeln sind das zum Beispiel die Waldschnepfe als Teilzieherin.
Die ebenfalls jagdbare Knäkente ist eine Vertreterin der Langstreckenzieher. Sie ist die einzige Entenart Europas und Asiens, die im Winterhalbjahr das Brutgebiet verlässt. Von Mitteleuropa zieht es sie in der Regel nach Westafrika in den Senegal, oder zum Nigerdelta und in den Tschad. Aus dem russisch, asiatischen Gebieten zieht es die Knäkenten im Winter je nach Verbreitungsgebiet in den Süden Indiens und Südostasiens. Von dort aus erreicht die Knäkente auch häufig Australien.
Weißstörche gehören zu den Langstreckenziehern
Die Waldschnepfe gehört zu den Teilziehern. @ Getty Images, MikeLane45
Langstreckenzieher
Langstreckenflieger fliegen bereits im (Spät-)Sommer von unseren Breiten tausende Kilometer bis in den Zentralraum von Afrika und manche sogar in den Norden von Südafrika. Dazu zählen etwa:
- Kuckuck,
- Storch,
- Mauersegler oder
- die Nachtigall.
Kurzstreckenzieher
Kurzstreckenzieher starten ihren Flug ins Winterquartier erst im Herbst und fliegen nach Westeuropa bzw. in den Mittelmeerraum. Dazu zählen etwa:
- der Star oder
- das Rotkelchen.
Warum verlassen Zugvögel ihr Brutgebiet?
In der Regel verlassen Zugvögel ihr Brutgebiet nicht aus klimatischen Gründen, weil ihnen etwa zu kalt ist. Der Hauptgrund ist, dass sie kein Futter, zumeist Insekten, mehr vorfinden und deshalb weiter in den Süden ziehen. Ob eine Vogelart weiterzieht und wohin und wie weit, ist angeboren. Andere Tierarten überwintern, indem sie einen Winterschlaf bzw. Winterruhe oder gar Winterstarre halten.
Welche Flugrouten nehmen Zugvögel
und wie navigieren sie?
Die Art und Weise wie Zugvögel zu ihren jeweiligen Winter- bzw. Sommerquartieren finden, beschäftigt Forscher und Wissenschaftler seit vielen Jahrhunderten. Heute gehen wir davon aus, dass es unterschiedliche Orientierungshilfen für Zugvögel gibt. Diese sind:
- Orientierung an Bauobjekten, so genannten „Landmarken“. Demnach richten Zugvögel ihre Routen nach Gebäuden wie Kirchtürmen oder Autobahnen aus und finden so Jahr für Jahr in ihre Winterquartiere und wieder zurück.
- Manche Vögel orientieren sich nach dem Sonnenstand. Da viele Vögel die Fähigkeit besitzen, UV-Licht wahrzunehmen, können sie sich auch bei bewölkter Witterung zurechtfinden.
- Das Magnetfeld der Erde dient ebenfalls als Orientierungshilfe. Dank eines inneren Kompasses spüren manche Vögel wo Norden ist und können ihre Flugrouten dementsprechend ausrichten.
- Zu guter Letzt hilft auch der Sternenhimmel Zugvögeln dabei ihren Weg zu finden.
Aus Europa und Asien fliegen Zugvögel im Wesentlichen auf drei Hauptrouten in Richtung Süden:
- Die Ostatlantikroute: entlang der Westküsten des europäischen und afrikanischen Kontinents
- Die Zentralasiatische Zugroute: über den indischen Subkontinent
- Die ostasiatisch-indopazifische Zugroute: von Nordsibirien bis Australien
Weitere Informationen zum Vogelzug und den Flugrouten finden Sie auch auf den Seiten des Nationalpark See-Seewinkel.
Zugvogelrouten weltweit
In welchen Formationen
fliegen Zugvögel?
Die vermutlich bekannteste Formation, ist die V-oder Keil-Formation die auch als Winkelflug bezeichnet wird. Diese Art des Vogelzugs wird vor allem von größeren Vögeln (zum Beispiel: Störche, Kraniche, Pelikane) bevorzugt. Neben aerodynamischen Vorteilen erleichtert die V-Formation auch die Kommunikation der Tiere untereinander. Der Leitvogel an der Spitze wird regelmäßig abgelöst.
Vor allem kleiner Vogelarten (zum Beispiel: Stare) reisen oft in einem wild wirkenden dreidimensionalen Schwarm. Trotz des augenscheinlichen Durcheinanders halten die Vögel den Abstand zueinander ziemlich konstant.
Aber nicht alle Zugvögel fliegen in Formationen. Manche, wie zum Beispiel die Nachtigall, fliegen allein in den Süden.
Ein Vogelschwarm in V- bzw. Keilformation
Vogelschwarm ohne feste Formation
Wie hoch und wie weit
fliegen Zugvögel?
Von den in Österreich brütenden Vögeln legen unter anderem Störche die weitesten Strecken zurück, da einige bis in das südliche Afrika fliegen. Bezüglich ihrer Kilometerleistung sind jedoch die Küstenseeschwalben unübertroffen. Diese schaffen auf ihrem Weg zwischen Nord- und Südpolarregion und retour bis zu 40.000 km jährlich.
Damit derartige Flugleistungen überhaupt möglich sind, legen Zugvögel in der Vorbereitung auf den Flug Energiespeicher in Form von Körperfett an. Das kann eine Gewichtszunahme von 35 – 90 Prozent bedeuten. Große Vögel, wie Störche, nutzen für die lange Reise zudem die Thermik aus, um Kraft und Energie zu sparen.
Die Flughöhen sind unterschiedlich. Die meisten Vogelarten fliegen in einer Höhe von 100 bis etwa 1.000 Metern. Die Rekordhöhen liegen aber deutlich darüber und können – zum Beispiel im Himalayagebiet – bis zu 10.000 Meter über dem Meeresspiegel betragen.
Winterquartier
oder ganzjähriges Zuhause?
Welche Zugvögel in Österreich ihr Winterquartier aufschlagen und welche Vogelarten – so genannte Standvögel – ganzjährig in Österreich verweilen → erfahren Sie in unserem Beitrag: Winterschlaf – Winterruhe – Winterstarre.
Der Buntspecht und die Kohlmeise sind die in unseren Breitengraden bekanntesten Vertreter der Standvögel
Saatkrähen (Corvus frugilegus) gehören zur Familie der Rabenvögel (Corvidae) und schlagen in Östterreich ihr Wintrequartier auf.
Der Weltvogelzugtag
wurde 2006 im Rahmen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen ins Leben gerufen, um weltweit den Schutz der Zugvögel und ihrer Lebensräume zu forcieren. Seitdem findet dieser an jedem zweiten vollständigen Wochenende im Mai statt.
UNSERE
LESE-EMPFEHLUNG
Unser Buchtipp für ein exzellent recherchiertes, kindergerechtes und gut illustriertes Fachbuch:
Vögel auf Weltreise:
Alles über Zugvögel von Fleur Daugey und Sandrine Thommen
ISBN 978-3-941787-53-7
Leseempfehlungen für unseren Jagdfakten-Blog:
Bildquellen für diesen Beitrag: Jagdfakten.at/L. Molter
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