Kräuter Kulinarik: Jagdfakten.at informiert

Von der Gundelrebe bis zur Vogelmiere:
Die Mühlviertler Kräuterexpertin Irmi Kaiser stellt acht Kräuter vor, die am Wald- und Wiesenrand beheimatet sind, und erklärt auch gleich, was in ihnen steckt.

KRÄUTER

Kulinarik aus Wald & Wiese

Zuweilen ist das Glück nur einen Steinwurf entfernt. Das ist auch bei Irmi Kaiser so. Im Mühlviertel hat die gebürtige Bayerin ihr Paradies gefunden, in einem „Hexenhäuschen“ – so nennt sie es selbst – nahe der bayrischen Grenze, eingebettet zwischen Wiesen und Wäldern, das Irmi Kaiser Freude und Arbeit zugleich ist.

Irmi Kaiser ist Kräuterexpertin mit akademischer Ausbildung für Arznei- und Wildpflanzen und Hildegard von Bingen Praktikerin. Darüber hinaus ist sie die Autorin des Buchs „Unkrautgenuss & Wildpflanzenküche“, das über 100 Rezepte mit Zutaten aus dem Wald und von der Wiese beinhaltet.

Eine Leidenschaft, welche die ehemalige Chefsekretärin einer Wirtschaftsprüfungskanzlei vor gut 40 Jahren für sich entdeckte, „als ich aufgrund einer Krankheit meine Ernährung komplett umstellen musste“. Heute lebt Kaiser komplett beschwerdefrei und im Einklang mit der Natur und stellt 8 ihrer liebsten Frühlingsboten von den Wald- und Wiesenrändern vor – und zeigt uns auch, was sie können.

Portraet Irmi Kaiser, Jagdfakten.at informiert

Gundelrebe – eine Botin für Glücksgefühle

 

Für die Bienen sind ihre zartlila Blüten ein unwiderstehlicher Anziehungspunkt – ihr Duft ist stark und aromatisch, ebenso der Geschmack der herb-aromatischen Blätter. Diese kleine Pflanze ist so wertvoll, dass man sie mit einem Handbuch vergleichen kann, in dem alles drinsteht, was wir so brauchen, damit es uns gutgeht.

Mit der Gundelrebe startet man im zeitigen Frühling eine Generalreinigung von Magen und Darm, Lungen, Bronchien, Niere, Galle und Leber. In der Heilkunde schätzt man ihre wundheilende Wirkung – besonders bei eitrigen, schlecht heilenden Wunden.

Tipp: Die Gundelrebe am besten ins Trinkwasser geben oder einen Tee davon aufgießen. Auch hervorragend: Ein paar Blättchen und Blüten in den Salat geben. Wobei: Weniger ist hier mehr!

Giersch – weckt die müden Lebensgeister

 

Giersch ist eine wahre Vitamin-C-Bombe, enthält viel Betakarotin, viel Eisen, Mangan, Bor, Titan und Kupfer. Gepflückt werden die jungen, zarten Blätter – hellgrün und am besten noch zugeklappt – jetzt im Frühjahr. Sie sind sehr aromatisch und werden in der Küche immer dort eingesetzt, wo auch Petersilie passt. Sie schmecken herb-karottenartig.

Giersch bietet sich als frisches Wildgemüse an und nimmt z. B. dem Bärlauchpesto die Schärfe – auch im Brennnesselspinat macht er sich wunderbar. Die Volksheilkunde lobt den Giersch bei Gicht, Rheuma und Arthritis. Seine Wirkung ist entgiftend, krampflösend und blutreinigend.

Scharbockskraut – vertreibt die Frühjahrsmüdigkeit

 

Die Blätter des Scharbockskrauts gehören zu den ersten grünen Blättern des Frühlings und versorgen uns mit viel Vitamin C. Wir essen sie nur roh, da sie beim Kochen das Vitamin C verliert. Auch getrocknet gehen die wertvollen Inhaltsstoffe verloren.

Die grünen, kleinen, ein wenig glänzenden und herb-würzig schmeckenden Blätter sollten aber nur vor der Blüte genossen werden. Mit den Blüten bildet sich der Wirkstoff Protoanemonin, der sehr scharf schmeckt und zu Magen-Darm-Reizungen führen kann. Ein paar Blüten zur Deko darf man aber ruhig genießen.

Sauerklee – erfrischt und reinigt

Der Sauerklee hat eine reinigende Wirkung auf den gesamten Organismus und versorgt uns mit viel Vitamin C. Auch hier macht die Dosis die Wirkung: lieber weniger und öfter als viel auf einmal, da der Klee – genau wie Sauerampfer und Rhabarber – Oxalsäure enthält.

Der Gaumen gibt hier das richtige Signal. Einige frische Blättchen werten jeden Salat auf, der Grundgeschmack ist zitronenartig sauer-erfrischend. Noch ein Plus: Sauerklee hat eine reinigende Wirkung auf den gesamten Organismus.

Löwenzahn – flexibel und einzigartig 

Was soll man sagen – der Löwenzahn ist ein wahres Naturwunder: Er enthält dreißigmal mehr Vitamin C und fünfundzwanzigmal mehr Magnesium als Kopfsalat. Hinzu kommen hochwertiges pflanzliches Eiweiß, verdauungsfördernde Bitterstoffe, Carotin, Inulin, Mineralstoffe, blutdrucksenkendes Cholin und krebsvorbeugende Flavonoide.

Der Mythos vom giftigen weißen Milchsaft ist gottlob nur ein Märchen. Werden seine Stängel länger gekaut, schmecken sie fast süßlich – und wenn Sie täglich drei Stängel verzehren, putzt er Ihre inneren Organe achtsam durch. Insbesondere Bauchspeicheldrüse, Leber und Milz freuen sich über seine Kraft.

Im Frühling ist der Grundgeschmack der Pflanze chicoréeartig. Die Blüten schmecken süß und nach Honig. Blätter, Blüten und Stängel sind ein großartiges Mittel für die Verbesserung der Leber- und Gallenfunktion und stärken unser Immunsystem.

Brennnessel – „Superfoodpflanze Nr. 1“

Die Brennnessel strotzt vor Kraft und liefert uns vor allem Unmengen an Eisen, Vitamin C, B2 + B5, K + E, Provitamin A, Gerbstoffe und Chlorophyll, Mineralstoffe und wertvolles pflanzliches Eiweiß, Proteine sowie Flavonoide.

Das Eisen aus der Brennnessel kann der Körper gut resorbieren, deshalb wird die Brennnessel gerade auch im Frühjahr bei Blutarmut empfohlen. Zu Recht zählt sie zu den bekannten blutreinigenden Pflanzen. Die Brennnessel beseitigt Gifte und Stoffwechselendprodukte, indem sie die Nierenfunktion anregt.

Kresse oder behaartes Schaumkraut – der „Durchputzer“ unter den Frühlingskräutern

Sie wächst am Waldrand, auf Waldwegen, an Bachrändern und in kleinen Rinnsalen: Am besten essen Sie die Kresse gleich, erhitzt werden sollte sie jedenfalls nicht. Das Schaumkraut ist wie der Bärlauch ein „Durchputzer“ und wird als Heilpflanze bei Rheuma und schlechter Haut eingesetzt.

Seine antibiotischen Eigenschaften machen es zur Heilnahrung für alle inneren Organe und die scharfen Senfölglycoside sagen Keimen und Parasiten den Kampf an. Eine Verwechslung mit dem bitteren Schaumkraut macht nichts – man kann auch diese Pflanze essen.

Vogelmiere – Kraft und Power, nicht nur zur Frühlingszeit

Ihre vielen Vitalstoffe machen die Vogelmiere zu einem wahren Kraftpaket. Die Mineralstoffe, Vitamin C, Karotin, Kieselsäure und Mineralsalze reinigen unseren Körper, entgiften die Lymphe, regen unsere Nierentätigkeit an und wirken schleimlösend. Sie kann fast das ganze Jahr über geerntet und frisch verwendet werden.

Verwendung finden die oberen 10 cm – diese Blättchen sind am knackigsten. Und eine wohlschmeckende Beigabe zu Salaten, auf dem Butterbrot oder im Omelett. Der Geschmack erinnert an den von jungen Erbsen oder rohem Mais.

Buchcover Irmi Kaiser: Unkrautgenuss, Jagdfakten.at informiert

Mehr über Irmi Kaiser, ihr Buch „Unkrautgenuss & Wildpflanzenküche“ sowie weitere Kräuter Kulinarik Rezepte und Infos zu Kursen finden Sie unter: www.unkrautgenuss.at

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Bildquellen für diesen Beitrag: ©unkrautgenuss | ©istock (Titelbild) | ©Birgid Alligmidi (Porträt Irmi Kaiser)
Autorin für diesen Beitrag: U. Macher/Jagdfakten.at

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