Wir schützen, was wir lieben:
Der Erhalt natürlicher Lebensräume gehört zu den Kernthemen des Naturschutzes. Es ist ein wichtiger Punkt, an dem Jagd, Forst, Landwirtschaft und Naturschutz zusammenarbeiten und sich gegenseitig stützen können. Der Lebensraum für Wildtiere wird aber immer enger – viele Jäger und Jägerinnen erbringen außerordentliche Leistungen zum Schutz von Wild, Natur und Lebensraum – diese Leistungen passieren meist im Stillen.
JÄGER IM EINSATZ
FÜR WILD- und NATURSCHUTZ
Oft sind es nur kleine Tätigkeiten, wie zum Beispiel Böschungspflege, Markierung von Zäunen oder die Pflege von Wasserstellen, die dennoch für einen intakten Lebensraum notwendig sind. Eine grobe Schätzung geht von ehrenamtlichen Leistungen der österreichischen Jägerschaft im Wert von rund 240 Mio. Euro pro Jahr aus.
Um diese Leistung greifbar abbilden und konkrete Fakten liefern zu können, wurde im Rahmen einer Befragung im Jahr 2021 der Umfang der Leistungen der Tiroler Jägerinnen und Jäger für Lebensraum, Wild- und Naturschutz erfasst. Mit 174 Umfrageteilnehmern aus allen Tiroler Bezirken konnte eine repräsentative Stichprobe erfasst werden (95 % Konfidenzniveau). Ähnlich wie bei der Gesamtzahl der Tiroler Jäger liegt der Frauenanteil der Teilnehmer bei knapp über 9 %. Teilnehmer der Befragung waren zwischen 18 und 80 Jahren alt, das Durchschnittalter liegt bei 49 Jahren. Einzig die als Jagdschutzorgane vereidigten Jäger und Jägerinnen sind überrepräsentiert mit 50 % der teilnehmenden Befragten. Die Ergebnisse treffen somit insbesondere auf aktive Revierbetreuer zu.
Tätigkeiten
im Lebensraum
Die Aufgabenbereiche im Wildtier-Lebensraum sind vielfältig – daher wurden die klassischen Aufgaben für Tirol abgefragt wie:
- Wildwiesenpflege,
- Lebensraumpflege für Raufußhühner oder
- Schutz von Waldverjüngung.
Zusätzlich zu den auszuwählenden Maßnahmen wurden von den Befragten auch folgende Maßnahmen als Tätigkeiten genannt:
- Das Anbringen von Nistkästen,
- die Wegehaltung,
- der Gewässerschutz und
- die Bewusstseinsbildung von Naturbesuchern
Am häufigsten durchgeführt werden Arbeiten wie:
- Entfernung oder Markierung von Hindernissen wie ungenutzte Zäune,
- Pflege von Wildwiesen sowie
- weitere Mäharbeiten (Wegerhaltung, Böschungspflege, usw.).
- 64 % der Jägerinnen und Jäger setzen mindestens einmal jährlich Maßnahmen zur Lebensraumpflege für Raufußhühner um.
- Am flächendeckendsten werden Maßnahmen zum Schutz der Waldverjüngung umgesetzt:
- von 88 % der Befragten mindestens 1x jährlich.
Wildschutz als Schwerpunkt
Besonders für Revierbetreuer und Jagdschutzorgane liegt der Schwerpunkt der Tätigkeiten im Bereich Wildschutz und Tierwohl. Viele Stunden an Arbeit werden hier geleistet, für die ohne Jägerschaft niemand zuständig wäre. Im Winter ist in Tirol die Betreuung von Fütterungen die häufigste Arbeit.
- 93 % erledigen mindestens einmal jährlich Arbeiten an der Fütterung, 64 % davon sogar mehrmals die Woche.
- Erfassung des Wildbestandes, Betreuung von Salzlecken und die eigene Fortbildung:
- werden mit 99 % von beinahe allen Befragten regelmäßig durchgeführt.
- 94 % der Jägerinnen und Jäger haben mindestens einmal jährlich mit kranken oder auffälligen Wildtieren zu tun, welche, wenn notwendig, untersucht, erlegt oder fachgerecht entsorgt werden.
Ebenfalls häufige Maßnahmen sind die Kontrollen von Wildruheflächen und Fütterungsbereichen, Tätigkeiten des Jagdschutzes und die Öffentlichkeitsarbeit bzw. Aufklärung der Bevölkerungen über die Bedürfnisse der Wildtiere.
Da in Tirol der Anteil an Grünflächen, die im Frühjahr gemäht werden, verhältnismäßig gering ist, haben nur 34 % der Jäger 1–4-mal jährlich und 28 % der Jäger und Jägerinnen zumindest 5-mal jährlich Einsätze im Bereich Jungtierschutz mit Schwerpunkt Rehkitzrettung. Mit dem Einsatz von Drohnen ist die Tendenz jedoch steigend.
Aufgaben
für den Naturschutz
Viele der bereits erwähnten Aufgaben sind auch Teil von Naturschutzmaßnahmen. Ergänzend wurden aber noch Maßnahmen erfasst, die explizite Themen des Naturschutzes sind.
- Eine der vielen stillen Tätigkeiten, ist das Einsammeln von Müll im Revier.
- Rund 97 % der Jägerschaft machen dies regelmäßig.
Weiters ist das Monitoring geschützter Tierarten nach FFH- und Vogelschutz-Richtlinie eigentlich eine verpflichtende Vorgabe für alle Mitgliedsstaaten. Ohne die tausend Jägerinnen und Jäger wäre dieses für die jagdbaren Wildarten vom Aufwand und in dieser Form nicht möglich oder sehr kostspielig (z.B. Auerwild, Birkwild, Schneehühner, Gamswild, Steinwild, etc.).
Viele der Tiroler Jäger
- helfen auch aktiv an Naturschutz- oder Forschungsprojekten mit (44 %),
- fördern Nützlinge oder seltene Tierarten im Revier (54 %),
- melden Nachweise seltener oder geschützter Tierarten (53 %) oder
- unterstützen die Bekämpfung von Neozoen (18 %).
Über 50 % der Jägerinnen und Jäger geben an, regelmäßig im Einsatz für solche Naturschutzmaßnahmen zu sein.
Bei etwa einem Viertel sind es mehr als 10 Stunden pro Monat.
Zeitaufwendiger Einsatz
für Wild und Natur
All diese großteils freiwilligen Arbeiten sind natürlich sehr zeitintensiv. Die Auswertungen haben ergeben, dass für den Wildschutz die meisten Arbeitsstunden benötigt werden. Etwa ein Viertel der befragten Jägerschaft investiert pro Monat mehr als 20 Arbeitsstunden in Tätigkeiten des Wildschutzes. Bei knapp einem Drittel sind es 5 bis 10 Stunden pro Monat.
Die Auswertung im Bereich Lebensraummaßnahmen zeigt, dass auch hier ein Großteil der Jäger jeden Monat mehrfach Stunden investiert. Hochgerechnet auf alle aktiven Jagdausübungsberechtigten wären das über 30.000 Arbeitsstunden pro Monat nur für die Lebensraummaßnahmen in Tirol.
Für Wildschutzmaßnahmen wären es 40.000 Stunden pro Monat, das würde bedeuten, dass in jedem der 1.300 Tiroler Reviere eine Stunde pro Tag für Wildschutzmaßnahmen investiert wird. Alle „Freizeitjäger“, die nicht als Jagdausübungsberechtigte gemeldet sind, sind hier noch nicht miteingerechnet.
Naturschutz ist
Teil der Jagd
Wie aus den Ergebnissen deutlich hervorgeht, investieren Jägerinnen und Jäger sehr viel Zeit in Tätigkeiten, die nicht direkt mit Abschüssen selbst zu tun haben, sondern dem Aufgabenbereich, der eigentlich unter Hege und Pflege zusammengefasst wird. Diese Leistungen sind aber vielfach Leistungen für die Allgemeinheit, für den Erhalt der Natur und die Artenvielfalt. Leistungen, die früher unterschätzt wurden und heute dringend notwendig zum Eindämmen der Biodiversitätskrise sind. Leistungen, für die Jagdpächter teilweise viel Geld investieren und für die sonst die öffentliche Hand teuer zahlen müsste.
99 % der Jäger sehen Naturschutz als Teil der Aufgaben der Jägerschaft. Für 71 % ist Naturschutz allgemein auch sehr wichtig. Damit ist klar zu sehen, der Mensch schützt, was er kennt und ihm lieb ist. Für Jägerinnen und Jäger ist das die Natur als Ganzes, mit einem Schwerpunkt auf Wildschutz und dessen Lebensräume.
UNSERE
LESE-EMPFEHLUNG
Bildquellen für diesen Beitrag: © Tiroler Landesjagdverband | Pixabay
Autor für diesen Beitrag: C. Lettl / Jagdfakten.at
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