Frauen und die Jagd - Jagdfakten.at im Gespräch mit Elke Zeilinger

Abbildung zeigt: Elke Zeilinger (links) und Ulrike Zöchbauer (rechts)

Frauen mit Flinte: Warum die Jagd weiblicher wird –
und das eigentlich nichts Neues ist

Frauen und die Jagd: Das ist eine lange Geschichte.
Warum gerade in den letzten zehn Jahren so viele Frauen das Jagen für sich entdeckt haben.

 

FRAUEN
UND DIE JAGD

Jagen ist Männersache. Sagt man so. Doch wie so viele Klischees ist auch dieses schwer in die Jahre gekommen – und hat mit dem Hier und Jetzt nur mehr wenig zu tun. Wer selbst jagt oder gerade dabei ist, seine Jagdprüfung abzulegen, weiß: Die Jagd ist nicht mehr diese reine Männerdomäne, die sie noch vor wenigen Jahrzehnten einmal war.

Zahlen belegen das: Allein in Niederösterreich sind in diesem Jahr rund 25 Prozent aller Jagdkursteilnehmer weiblich – Tendenz steigend. Dieser Trend zeigt sich auch im weiblichen Anteil an der gesamten Jägerschaft: Von den 36.118 Jagdkarteninhabern Niederösterreichs sind 3.785 Frauen, auch hier Tendenz steigend. Warum ist das so? Und wie kommt’s, dass Frauen verstärkt die Jagd für sich entdecken?

Jagende Frauen
in der Geschichte

Wirft man einen Blick in die Geschichte der Jagd, merkt man schnell: Frauen waren immer schon Teil davon. Mehr noch: Frauen haben die Jagd, wie wir sie heute kennen und leben, wesentlich geprägt. Und zwar in viel größerem Ausmaß, als den meisten von uns bewusst ist. Ein Beispiel: Die alten Griechen und Römer hatten keine Jagdgötter, sondern Jagdgöttinnen: Artemis und Diana galten in den antiken Kulturen geradezu als Inbild gewiefter Jagdkunst.

Außerdem gab es vom Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts eine Vielzahl an berühmten Frauen, die leidenschaftliche – und manchmal auch gefürchtete! – Jägerinnen waren. Darunter finden sich so illustre Damen wie beispielsweise Maria von Burgund, die Frau des legendären Kaiser Maximilians, oder die russische Zarin Katharina die Große, ganz zu schweigen von Kaiserin „Sissi“, die leidenschaftliche Jagdreiterin war und eine markante Vorliebe für Hirsch, Fuchs und Hase hatte.

Von der Veganerin zur Jägerin

 

Das 20. Jahrhundert hingegen war für jagende Frauen mit Sicherheit nicht die einfachste Zeit. Vor allem die bürgerlichen Familienstrukturen der Nachkriegszeit drängten viele Frauen in die Rolle der Hausfrau zurück. Dass dieses Rollenverständnis heutzutage als überholt gilt, hat natürlich auch Auswirkung auf die Jagd.

„Das Ganze ist viel offener geworden, und man trifft relativ oft auf Frauen, die sich für die Jagd interessieren“, sagt Elke Zeilinger. Sie ist eine der 3.785 Frauen, die in Niederösterreich als Jagdkarteninhaberin eingetragen sind. In Schwechat bejagt sie ein Revier mit viel Niederwild und Rehen. „Zur Jagd gekommen bin ich eigentlich durch die Kulinarik“, sagt Zeilinger, die hauptberuflich als Lehrerin tätig ist. „Ich war eine Zeit lang vegan, habe aber dann bald Wild für mich entdeckt und mir dann irgendwann einmal gedacht: Jetzt melde ich mich einfach einmal für den Jagdkurs an und schaue, was passiert.“

Zurück zum Gleichgewicht

Und passiert ist folgendes: Zeilinger hat viel, sehr viel gelernt und die Prüfung bestanden. „Ich war von allem total positiv überrascht. Ich hatte nie das Gefühl, als Frau anders behandelt zu werden. Dass ich eine Frau war, war allen total egal. Es ist ja so in der Jagd: Entweder du triffst, oder du triffst nicht. Ganz gleich, ob du Mann oder Frau bist.“

Dass in den vergangenen zehn Jahren Frauen vermehrt Jägerinnen werden, hat für Zeilinger zwei Gründe. „Ich bin überzeugt, dass das Interesse von Frauen an der Jagd durch Berichte in Medien schon stark geweckt werden kann“, sagt sie. „Meine Erfahrung zeigt: Frauen, die jagen, inspirieren schnell auch andere Frauen, die das interessiert.“

Auch Hersteller entdecken
Jägerinnen als Zielgruppe

Dass es viele Frauen gibt, die das Jagen interessiert, haben in den letzten Jahren laut Zeilinger auch einige Herstellerfirmen von Jagdbekleidung und -ausrüstung verstanden.

„Wenn man sich beispielsweise Swarovski Optik ansieht oder andere Firmen, vor allem in den nordischen Ländern, merkt man: Da wurden in den letzten Jahren Frauen durchaus als Klientelgruppe entdeckt. In ihrer Bildsprache thematisieren diese Firmen Frauen als Jägerinnen explizit. Und das macht schon was, wenn Frauen in Jagdwerbungen nicht nur das Fernglas halten dürfen!“

Die Zeichen der Zeit sind also unschwer zu erkennen: Die Jagd hat ihre rein männerdominierten Zeiten hinter sich. Man könnte auch sagen: Sie steuert auf ein gesundes Gleichgewicht der Geschlechter zurück. Ein Gleichgewicht, das im Laufe der langen Geschichte der Jagd völlig selbstverständlich war. Und wohl auch bald wieder sein wird.

Abbildung zeigt: Ulrike Zöchbauer (links) und Elke Zeilinger (rechts)

UNSERE
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Bildquellen für diesen Beitrag: © Patrick Langwallner
Autor für diesen Beitrag: L. Palm / Jagdfakten.at

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