Totholz im Wald - Jagdfakten.at informiert

Totholz ist das Lebenselixier unserer Wälder.

Warum? Und welche elementare Rolle hat dabei die Jägerschaft? Wir klären auf.

TOTHOLZ
IM WALD

Der Begriff „Totholz“ ist genauso richtig wie irreführend. Richtig, weil es sich dabei tatsächlich um totes Holz handelt. Also um Holz, das nicht mehr wächst, keine Blätter mehr trägt und keinen eigenen Stoffwechsel mehr hat. Irreführend ist dieser Begriff hingegen deswegen, weil er bei genauerer Betrachtung voller Leben steckt:

In und auf totem Holz nämlich wuchern Pilze, leben Insekten, gedeihen Mikroorganismen und wachsen Moose. Dieses Totholz bietet einer Vielzahl an Waldbewohnern Nahrung, Schutz und Brutplätze. Kurz: Ohne Totholz wäre der Wald um einiges, nun ja, toter. Gerade deshalb gilt Totholz heute mehr denn je als zentraler Baustein eines gesunden naturnahen Ökosystems, das die Biodiversität aufrechterhält.

Höchste Zeit, uns dieses kontrastreiche Phänomen zwischen Leben und Tod einmal genauer anzusehen.

Phasen & Ausprägungen
von Totholz

Totholz entsteht auf viele Arten: Bäume sterben natürlicherweise ab, werden von Konkurrenz verdrängt oder durch Insektenbefall, Schnee, Sturm, Feuer oder Blitz geschädigt. Auch die Forstwirtschaft trägt dazu bei – etwa durch stehenbleibende Stümpfe, zurückgelassene Wipfel, Äste oder Stammstücke, die beim Pflegen und Auslichten im Wald anfallen. Der Totholzprozess durchläuft drei Hauptphasen:

  • 1. In der Besiedelungs- oder Pionierphase ist das Holz frisch abgestorben, noch hart und wird von ersten Bewohnern wie Pilzen, Insekten oder Moosen besiedelt.

  • 2. In der Zersetzungsphase wird das Holz weicher, Pilze, Bakterien und Tiere bauen es ab und setzen Nährstoffe frei.

  • 3. In der Humifizierungsphase ist das Holz stark zersetzt und wandelt sich allmählich in Humus um, der den Boden düngt und Lebensraum für Bodenorganismen bietet.

An diese Phasen gekoppelt sind nun auch die unterschiedlichen Ausprägungen von Totholz:

1. Biotopbäume
Das sind die „jüngsten“ aller Totholze: es handelt sich um lebende Bäume mit abgestorbenen Ästen, Höhlen oder Rindenpartien, die den oben genannten Lebensraum für Insekten, Vögel oder Flechten bieten.

2. Stehendes Totholz
Dabei handelt es sich um abgestorbene, noch aufrechtstehende Stämme oder Äste. Sie sind besonders wichtig für Käfer, Pilze und Wildbienen.

3. Liegendes Totholz
Etwa Stämme, Äste oder Wurzelstöcke auf dem Waldboden. Es dient als Nahrungsquelle, Feuchtbiotop und Habitat für unterschiedlichste Bodenorganismen. Besonders faszinierend: Je nachdem, wie dieses Totholz liegt und ob es mehr oder weniger stark der Sonne ausgesetzt ist, werden unterschiedliche Organismen hier heimisch.

4. Wurzelstöcke
Also tote Wurzeln, die im Boden verbleiben, aber dabei von unschätzbarem Wert für die Bodenstruktur sind und zum Nährstoffkreislauf sowie zum Pilzwachstum beitragen.

Totes Holz als Lebensraum für Vögel und Wildtiere

Abgestorbene Bäume spielen eine herausragende Rolle für viele Tierarten, insbesondere für Spechte wie den Schwarz- und den Mittelspecht. Durch ihre Höhlenbau-Tätigkeit entstehen wertvolle Brut- und Rückzugsräume, die von zahlreichen anderen Arten genutzt werden. So finden Hohltauben, Dohlen sowie verschiedene Eulenarten – etwa Raufußkauz, Sperlingskauz und Waldkauz – ideale Nistplätze in ehemaligen Spechthöhlen.

Auch für Wildtiere hat Totholz große Bedeutung: geräumige, ausgemorschte Baumhöhlen bieten selbst der äußerst seltenen Wildkatze ausreichend Platz für Ruhe und Schutz. Ebenso nutzt der Baummarder solche Höhlen gerne als Neststandort. Darüber hinaus finden weitere Tierarten wie Siebenschläfer, Waschbären und Eichhörnchen dort einen Lebensraum.

Kein Wunder also, dass das Leben im Totholz blüht: Laut einer Studie der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft sind von 13.000 im Wald lebenden Pflanzen-, Pilz- und Tierarten über 4.500 an Totholz gebunden. Wild gehört hier genau genommen nicht dazu, weil es im engeren Sinn nicht wie bestimmte Insektenarten an Totholz „gebunden“ ist – und doch: Totholz und Wild haben mehr miteinander zu tun, als man auf den ersten Blick vermuten würde.

Jäger & Jägerinnen
als Überlebensgarant für Totholz

Vor allem, wenn man sich mit dem sogenannten „Totholz-Management“ beschäftigt. So sehr wir uns bei Biodiversitätsthemen an apokalyptische Nachrichten gewöhnt haben: In Österreich ist die Geschichte von besagtem Totholz-Management eine Erfolgsgeschichte.

Laut der Österreichischen Waldinventur hat sich der Totholzvorrat seit 1960 verdreifacht und liegt nun bei etwa 33 Vorratsfestmetern pro Hektar. Das bedeutet, dass pro Hektar Wald durchschnittlich so viel totes Holz vorhanden ist, wie in 33 Kubikmetern festen Holzvolumens steckt. Damit gehört Österreich zu den Spitzenreitern in der EU.

Und was hat das jetzt mit unserem Wild zu tun? Ganz einfach: Ein zu hoher Wildbestand, etwa durch Rehe, kann durch Verbiss verhindern, dass Bäume alt werden – sprich: dass totes Holz entsteht. Dadurch würden Lebensräume für viele Arten verloren. Um ausreichend große Alt- und Totholzbäume zu sichern, braucht es also die Jägerschaft. Nur sie kann den Wild- bzw. den Rehbestand regulieren. Die enge Abstimmung zwischen Jägern, Förstern, Revierverantwortlichen und Wissenschaftlern hat gezeigt, wie erfolgreich die Einbindung der Jägerschaft im Totholz-Management ist. Und wie viel Leben letztlich im abgestorbenen Holz steckt.

UNSERE
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Bildquellen für diesen Beitrag: © Pixabay
Autor für diesen Beitrag: L. Palm / Jagdfakten.at

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