„Ein klimafitter Wald muss her!!“

So hörte und las man es vor wenigen Jahren zum ersten Mal. Was ist aber dieser Klimafitte Wald? Gemeint ist hiermit der Wald der Zukunft. Ein Wald der gegenüber klimatischen Veränderungen unempfindlicher ist.

WALD
KLIMA FIT?

Österreich, bedingt durch seine Topographie, beheimatet eine Vielzahl unterschiedlicher Baumarten, aus denen sich verschiedene Waldgesellschaften potenziell auf einem Standort entwickeln können. Dies geht sehr vereinfacht vom Auwald bis zum Zirbenwald.

Wussten Sie, dass

… wenn man von Wien auf den Großglockner geht, man ähnlich viele Klimastufen durchwandert, wie von Wien nach Spitzbergen in Norwegen?

Die Strecke von Wien auf den Großglockner ist nur ungefähr um das zehnfache kleiner.

Was braucht ein klimafitter Wald

Wenn sich nun die Ausgangsbedingungen, wie die Niederschlagsverteilung im Jahresverlauf oder zum Beispiel die Temperaturen verändern, so muss sich der Wald wie er heute aussieht bzw. aussah auch automatisch verändern. Vereinfacht gesagt, kommen die Bäume mit den veränderten Bedingungen auf ihrem Standort nicht klar: werden sie schwach, krank oder sterben ab.

Nun versucht man mit unterschiedlichen Baumarten, bei denen man davon ausgeht, dass diese eine größere Unempfindlichkeit gegenüber Hitze und Trockenheit haben, die Wälder wieder zu stabilisieren. Wie sich die Zukunft gestalten wird ist ungewiss. Was wir aber wissen ist, dass die Fichtenbestände abnehmen und bereits abgenommen haben. Ganze Gebiete im Waldviertel und im Mühlviertel und im heurigen Jahr auch in Kärnten sind „fichtenfrei“.

Von der Baumhasel
bis zur Zeder

Das zukünftige Ziel ist es also, den Wald so zu gestalten, dass er den potenziellen klimatischen Veränderungen besser standhalten kann. Zudem wird darauf geachtet, dass aus Gründen der Risikostreuung mit einer möglichst hohen, dem Standort entsprechenden, Baumartenanzahl gearbeitet wird. Besonders Laubholzarten wie die Eiche werden mehr werden, aber auch Baumarten wie die Tanne wird man vielerorts versuchen stärker in seine waldbaulichen Zielsetzungen zu integrieren.

Aber nicht nur Bäume die wir schon kennen werden den Klimafitten Wald künftig prägen, das Portfolio an Baumarten wird noch weiter geöffnet werden müssen. Von der Baumhasel bis hin zur Zeder wird man Bäume pflanzen, die vor allem in den wärmeren und niederschlagsärmeren Regionen den Wald der Zukunft gestalten.

Jede Veränderung in einem Lebensraum hat Auswirkungen auf unser Wild, positive wie auch negative.

Was bedeutet das
für unser jagdbares Wild?

Unter der Annahme, dass das Laubholz, vor allem die Eiche aber auch die Buche vermehrt an Bedeutung zunehmen, wird es in einigen Regionen verbesserte Mastbedingungen geben. Schalenwildarten und allem voran das Schwarzwild wird hiervon profitieren. Und als Deckung und Klimaschutz mag es wohl für das Wild keine Rolle spielen ob, die wärmende und somit schützende Fichtendickung durch eine Douglasiendickung ersetzt wird.

Verlierer können vielleicht Tierarten wie die Waldschnepfe sein, wenn Feuchtwiesen trockener werden, aber auch andere Arten wie das Birkhuhn das mit einer steigenden Baumgrenze zu kämpfen hat.

Gut Ding braucht Weile. Bis sich die Waldbestände in Richtung klimafitte Baumarten verschieben und dann auch noch fruktifizieren, werden in einigen Gebieten noch mindestens 20-60 Jahre vergehen. Ein „neuer“ Wald braucht seine Zeit und es ist ein andauernder Prozess der bereits begonnen hat.

Klimafitter Wald: Jagdfakten.at informiert

Ohne die Jagd können wir
die Funktionen des Waldes nicht erfüllen!

Der Wald hat verschiedene Funktionen. Sei es die Nutzfunktion zur Gewinnung des Rohstoffes Holz, die Schutzfunktion damit Lawinen und Muren zurückgehalten werden, die Wohlfahrtsfunktion, wenn es um die Bereitstellung von gefiltertem Trinkwasser geht oder die Erholungsfunktion die gerade in der Zeit des Lockdowns wieder an Bedeutung zugenommen hat. Gleichzeitig hat der Wald auch die Funktion als Lebensraum zu fungieren, als Rückzugsort für Tiere. Sei es, weil der Mensch sie dorthin verbannt hat, wie beispielsweise das Rotwild oder weil der Wald genau jener Bereich ist, an den eine Tierart aufgrund der Nahrung gebunden ist.

Wenn wir die Leistungen des Waldes für uns erhalten wollen, dann muss der Weg in den Wald der Zukunft durchdacht gemanagt werden. Wichtig zu verstehen ist, dass Outdooraktivitäten jeder Art unmittelbaren Einfluss auf das Verhalten von Wildtieren haben. Oftmals werden Wildtiere durch unbedachtes Verhalten beunruhigt und geraten in Stress, was zu einem erhöhten Nahrungsbedarf – vor allem im Winter führt.

Lebensraum Wald, Laubwald, Jagdfakten.at informiert

Wildtiere, vor allem das Schalenwild, sind jedoch in vielen Gebieten Österreichs zum Teil ganzjährig auf den Wald als Lebensraum angewiesen. Wenn sich Wild in einem Wald in einer sehr starken Dichte auf engem Raum aufhält, keine Ausgleichsflächen vorfindet und darüber hinaus beunruhigt wird, übernutzen sie oft die dort wachsende Vegetation. Die Folge ist, dass der Klimafitte Wald damit in Gefahr geraten kann.

Der Umbau zu Klimafitten Wäldern verlangt daher ein ausgeklügeltes System, wie die Schalenwildbestände mit zur Hilfenahme einer sinnvollen Besucherlenkung gemanagt werden können. Die Aufgabe wird es sein einerseits Lebensraum zu erhalten und andererseits Wild so zu lenken, dass der Wald der Zukunft nicht gefährdet wird. Je nachdem wie die Jagd ausgeübt wird, werden dadurch beide Ziele erfüllt.

Kein klimafitter Wald
ohne nachhaltige Jagd

Die Jagd spielt in diesem Zusammenhang eine unerlässliche Rolle, denn sie ist ein wesentlicher Faktor zur Steuerung des Schalenwildes. Sie hilft mit, dass die gewünschten und künftigen Baumartenkompositionen überhaupt groß werden. Vereinfacht gesagt, heißt, dass:

“Kein Klimafitter Wald ohne nachhaltige Jagd.“

Schalenwildbestände und deren Auswirkungen müssen daher konsequent überwacht und dort reguliert und gelenkt werden, wo es der Wildeinfluss bei den Bäumen der Zukunft verlangt. Die Jagd ist nicht nur ein natürlicher Partner der Forstwirtschaft, sondern Teil davon. Einen Wald kann man nicht allein mit der Motorsäge bewirtschaften ohne das Wild außer Acht zu lassen. Jeder Eingriff in einen Lebensraum verändert auch das Verhalten seiner Bewohner.

Die Herausforderungen der Zukunft an das Management der Kulturlandschaft, möglichst resiliente, klimaresistente und zugleich artenreiche Lebensräume zu erhalten bzw. zu fördern, werden hoch sein. Die jagdliche und forstliche Aufgabe wird es sein, den neuen Herausforderungen gemeinsam gerecht zu werden. Damit dieser Pfad gut beschritten wird, wurde der Forst & Jagd Dialog eingerichtet, welcher sich für ausgewogene Wild-Wald-Verhältnisse einsetzt.

Von der Vegetarierin zur Jägerin

Autorin: Elisabeth Schlemper, MSc

Elisabeth Schlemper ist Wildbiologin, Jagd- und Waldpädagogin, Mediatorin und Landwirtin.
Die Umweltbewusstseinsbildung liegt ihr sehr am Herzen und die Jagd ist dabei ein für sie ganz wesentlicher Teil des Ganzen.

UNSERE
LESE-EMPFEHLUNG

Bildquellen für diesen Beitrag: Jagdfakten.at & Pixabay
Autorin für diesen Beitrag: E. Schlemper / Jagdfakten.at

DIESEN
BEITRAG TEILEN