D E K L A R A T I O N der 12. INTERNATIONALEN TAGUNG
„JAGD IN MITTELEUROPA – GEMEINSAME WURZELN IN DER VERGANGENHEIT, GEMEINSAME THEMEN IN DER GEGENWART UND GEMEINSAME SUCHE NACH LÖSUNGEN FÜR DIE ZUKUNFT„
Im September 2019 im Schloss Židlochovice
Die Jagd ist eine primäre Form der Land- und Naturnutzung, genauso wie die Land- und Forstwirtschaft. Sie beruht auf dem Prinzip der Nachhaltigkeit und ist auf das Engste mit der Naturvielfalt verbunden. Die Vertreter der an der Židlochovicer Tagung teilnehmenden Jagdorganisationen aus Deutschland, Österreich, der Tschechischen Republik und der Slowakei erklären, dass die Sicherung der Biodiversität in den heutigen, vielseitig genutzten Landschaften die höchste Priorität hat. Sie verdeutlichen ihre Bereitschaft, sich für den Erhalt und die Förderung der biologischen Vielfalt auf den jagdwirtschaftlich genutzten land- und forstwirtschaftlichen Flächen größtmöglich einzusetzen. Die Förderung der Biodiversität ist nicht nur im öffentlichen Interesse, sondern sollte ein gemeinsames Anliegen aller Landeigentümer, Land- und Naturnutzer sein. Denn nur so kann die nachhaltige und auch optimale Nutzung der Natur in allen Nutzungs- und Bewirtschaftungsformen auf Dauer gewährleistet werden. Dies ist auch im Hinblick auf den fortschreitenden Klimawandel besonders wichtig, da seine negativen Folgen durch die größere Biodiversität der Ökosysteme wirksam eingedämmt werden können. So wenden sich die Vertreter der Jagd an die Interessenvertreter der Land- und Forstwirtschaft, um gemeinsam auf die Entscheidungsträger der Politik sowohl auf nationalen Ebenen als auch in EU-Gremien einzuwirken, die Biodiversität in den zukünftigen Agrarprogrammen maximal und vor allem wirksam und verpflichtend zu fördern.
Die Vertreter der an der Tagung teilnehmenden Jagdorganisationen:
- plädieren für die Stärkung der Bereitschaft aller Land- und Naturnutzer zur Ergreifung wirksamer Maßnahmen zur Stabilisierung und Erhöhung der Artenvielfalt auf allen land-, forst- und jagdwirtschaftlich genutzten Flächen.
- erklären ihre Bereitschaft zum Aufbau und zur Förderung der Weiterbildung bezüglich der Stabilisierung und Erhöhung der Artenvielfalt.
- plädieren für die Steigerung der Bereitschaft der Vertreter der Landwirtschaft zur Evaluierung geeigneter Maßnahmen zur Erhöhung der Artenvielfalt auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen.
- erklären ihre Bereitschaft zur Förderung der Kommunikation und Evaluierung aller Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt.
Als Ergebnis der geführten Fachdiskussionen werden folgende Empfehlungen gegeben:
- Maßnahmen zur Sicherung und Erhöhung der Biodiversität der Lebensräume benötigen in der Gesetzgebung ebenso wie in den Bewirtschaftungskonzepten bei der Land- und Naturnutzung eine generell viel größere Berücksichtigung. Sie müssen in der Umsetzung verpflichtend und zielorientiert sein.
- Maßnahmen zur Sicherung und Erhöhung der Biodiversität der Lebensräume müssen noch mehr als bisher ein wesentlicher Bestandteil der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sein, und sie sollen durch stärkere Förderung bei gleichzeitiger Minimierung bürokratischer Hürden auch in der Praxis eine deutliche Aufwertung und höhere Akzeptanz erfahren.
- Maßnahmen zur Sicherung und Erhöhung der Biodiversität der Lebensräume müssen integraler Bestandteil der land-, forst- und jagdwirtschaftlichen Fachausbildung und Weiterbildung sein.
- Es ist darauf zu achten, dass durch eine Ausbreitung und Vermehrung der gebietsfremden Tier- oder Pflanzenarten das bereits sehr empfindliche Gefüge der heutigen Ökosysteme nicht zusätzlich beeinträchtigt wird.
Die Tagungsteilnehmer geben dazu folgende ergänzende Erläuterungen:
Zu 1. Der Schutz und die Förderung der Biodiversität als unabdingbare Voraussetzung der Erhaltung unserer Lebensgrundlagen und Sicherung der Lebensqualität sollte in der Gesetzgebung der Länder mehr als bisher verankert werden. Dasselbe gilt für die wirtschaftlichen Konzepte und Strategien der Land- und Naturnutzung.
Zu 2. Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass die bisherigen Umweltmaßnahmen im Agrarbereich die Förderung der biologischen Vielfalt betreffend im Endeffekt nicht ausreichend zielführend sind. Ihre Umsetzung ist nicht gebunden an eine Gleichverteilung auf der Gesamtfläche, sodass die geförderten Maßnahmen allenfalls nur punktuell ökologisch relevante Erfolge bewirken. So ist es zum Beispiel nicht gelungen, den seit Jahrzehnten anhaltenden Rückgang von zahlreichen Singvögelarten in der Agrarlandschaft zu stoppen. Der Rückgang der Fasane, Rebhühner und Hasen, die Indikatoren für die biologische Vielfalt der Agrarlandschaft sind, wurde in den vergangenen Jahren nicht nur fortgesetzt, sondern hat sich noch dramatisch beschleunigt, sodass ihre Populationen vielerorts bereits auf existentielles Minimum gelangt sind.
Zu 3. Der Vermittlung von Fachkenntnissen zur Wahrung, Sicherung und Erhöhung der Artenvielfalt als komplexer Bestandteil einer zukunftsorientierten Bewirtschaftung der Flächen durch die zuständigen Landnutzer ist in allen Bereichen verstärkte Aufmerksamkeit zu widmen.
Zu 4. Der zunehmenden Bedeutung der Ausbreitung invasiver gebietsfremder Tier- und Pflanzenarten ist unter besonderer Berücksichtigung der Verordnung (EU) 1143/2014 und damit verbundener nationaler legislativer Umsetzung eine besondere Aufmerksamkeit zu widmen, da von ihr eine große Gefahr für die Biodiversität und Stabilität der bestehenden Ökosysteme ausgeht. Eine natürliche Zuwanderung ehemals heimischer Tierarten sollte nicht dazu führen, dass das miteinander zusammengewachsene biologische und wirtschaftliche Gefüge der bestehenden Ökosysteme beeinträchtigt wird. So muss sie lokal durch konkrete Managementmaßnahmen unter Berücksichtigung der jeweiligen Bedingungen nachhaltig geregelt werden.
Die Tagungsteilnehmer stimmen darin überein, dass Agrarpolitik in Zukunft für die Jagd von essenzieller Bedeutung ist. Ohne Biodiversität in der Landschaft kann die Jagd nicht existieren. Die Jagd ist somit jene Form der Landnutzung, die für die Biodiversität im Besonderen steht. Deshalb ergeht aus der Tagung der dringende Appell, der Erhaltung und Erhöhung der Biodiversität bei der zukünftigen Gemeinsamen Agrarpolitik der EU einen viel höheren Stellenwert als bisher beizumessen.
Židlochovice – September 2019
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