Wölfe treten in Österreich wieder vermehrt auf und das ruft viele Akteure auf den Plan. Nachdem der Naturschutzbund und auch die Agrarreferenten der Bundesländer sich zu Wort gemeldet haben, bezieht nun auch der Dachverband „Jagd Österreich“ klare Position zu dieser Großraubwildart. Das Positionspapier wurde jüngst bei einer Landesjägermeisterkonferenz beschlossen und gibt die einhellige Position aller neun Landesjagdverbände auf nationaler Ebene wieder.

POSITIONSPAPIER
Wölfe in Österreich

Im Positionspapier des Dachverbandes „Jagd Österreich“ wird eine wildökologische Raumplanung für Wölfe in Österreichgefordert. Aus der Sicht der Jägerschaften, muss der Wolfsmanagement-Plan aus dem Jahr 2012 im Hinblick auf die veränderte Situation überarbeitet werden. Schließlich wurde dieser Plan zu einer Zeit erarbeitet, als es noch keine wachsende Wolfspopulation gab.

„Damit hier alle Interessen gleichberechtigt und objektiviert berücksichtigt werden, braucht es eine Reaktivierung der KOST, der länderübergreifenden Koordinierungsstelle für den Braunbären, Luchs und Wolf.

Uns geht es dabei unter anderem um die Initiierung und Sicherstellung eines wissenschaftlich fundierten gesellschaftspolitischen Diskurses zur Frage, ob überhaupt und wenn ja, wo und in welcher Quantität Wölfe als Großraubwildtiere in einer von intensiver Alm- und Weidewirtschaft sowie touristischer Nutzung geprägten österreichischen Kulturlandschaft Platz haben“, so der geschäftsführende Landesjägermeister DI Dr. Ferdinand Gorton.

DI Dr. Ferdinand Gorton, geschäftsführender Landesjägermeister 2018

Darüber hinaus will der Dachverband „Jagd Österreich“ die Übernahme sämtlicher durch Wölfe verursachter Schäden bzw. Kosten für Prävention durch die öffentliche Hand, die objektivierte und zentrale Sammlung von Daten aus dem Wolfs-Monitoring sowie die Ergänzung des Wildtiermanagements um Wölfe, insbesondere mit der Schaffung von „Wolffreihaltezonen“ in ganz Österreich.

Antwort wie bei
Funktsprüchen

Bevor Medien auf die Presseaussendung des Dachverbandes reagiert haben, versendete der WWF eine Pressemitteilung über das OTS-Service der Austria Presse Agentur (APA): „WWF an Jagd Österreich: Wolfsgipfel jetzt!“

Der WWF kritisiert die Forderung nach einer wildökologischen Raumplanung. Wolffreihaltezonen wären naturschutzfachlich absurd und ignorierten geltendes EU-Recht, weil sich freilebende Wildtiere nicht an künstlich vom Menschen festgelegte Grenzen orientieren würden.

Was der WWF hierbei außer Acht lässt, ist die Tatsache, dass solche wildökologischen Raumplanungen bereits für das Rotwild und andere Wildarten existieren. Im Gespräch mit Jagdfakten.at erklärt Landesjägermeister Dr. Ferdinand Gorton, dass es sogenannte Kernzonen, Randzonen und Freihaltezonen für Rotwild bereits seit langem definiert sind und dies keine Neuerung im Management der heimischen Wildtierbestände sei. Außerdem hält Gorton fest: „Die Regulierung von Wolfsbeständen ist kein explizites jagdliches Ziel. Allerdings werden in absehbarer Zeit wohl erneut die Jägerschaften zur Problemlösung herangezogen, ohne selbst Verursacher zu sein. Wir brauchen ein bundesweites Wolfsmanagement. Jetzt ist die richtige Zeit zu handeln.“

Medienberichte
zum Thema

Der Kurier widmet dem Thema eine halbe Seite: „Staat soll für Wolfsschäden zahlen“, steht im Titel des Berichtes. Zum Thema Wolffreihaltezonen und Übernahme sämtlicher Kosten durch die öffentliche Hand schreibt der Kurier folgendes:

„Als Vorbild dient das in einigen Bundesländern betriebene Rotwild-Bewirtschaftungsmodell, das Zonen vorsieht, in denen sich Hirsche aufhalten dürfen, und andere, in denen sie nicht geduldet werden. Die Antworten auf diese Fragen soll eine länderübergreifende wildökologische Raumplanung geben. Die soll ‚Wolf-Freihaltezonen‘ in ganz Österreich sowie die sofortige ‚Entnahme‘ verhaltensauffälliger oder erkrankter Tiere ermöglichen. Für nötige Sondergenehmigungen soll sich die Bundesregierung bei der EU einsetzen.

Die Jägerschaft betont in ihrem Positionspapier, dass Wölfe in allen neun Bundesländern ganzjährig geschont sind. Außerdem habe Österreich mit seinem EU-Beitritt die Fauna-Flora-Habitatrichtlinie (FFH) unterschrieben, die dem Wolf umfassenden Schutz mit absolutem Tötungsverbot garantiert.

‚Aus diesem Grund muss die öffentliche Hand sämtliche durch Wölfe verursachten Schäden samt Kosten für Prävention wie Herdenschutz-Maßnahmen übernehmen‘, lautet ein weiterer Wunsch der Waidmänner“.

Quelle: Kurier

Kurier TV News interviewte Landesjägermeister Dr. Ferdinand Gorton. Hier der Bericht (ab 07:21): Kurier TV News

Auch der Standard berichtet über die Forderungen des Dachverbandes „Jagd Österreich“. Unter dem Titel „Jäger bringen sich für die Rückkehr der Wölfe in Stellung“ spricht auch der Verhaltensforscher Kurt Kotrschal vom Wolfsforschungszentrum in Ernstbrunn. Wörtlich heißt es im Standard-Artikel: „Kotrschal rät mit einem Blick auf Deutschland in der Debatte aber zu einer ‚gewissen Gelassenheit‘. In dem Nachbarland sind mittlerweile wieder um die 500 Wölfe in 60 Rudeln unterwegs. Förderungen für Elektrozäune, Herdenschutzhunde und Kompensationszahlungen wurden ausgeweitet und zeigen Wirkung. ‚Man muss die Schafhalter verstehen, die keine Freude mit dem Riss haben‘, sagt er. Schafzüchter in Deutschland, aber auch Österreich stehen bereits wegen der günstigeren Konkurrenz aus Neuseeland zunehmend unter Druck. Bei der Debatte, die der Dachverband Jagd nun angestoßen hat, stecke seiner Meinung nach aber auch ‚ein gewisses Konkurrenzdenken dahinter‘. Wölfe könnten sogar eine zentrale Funktion im Gesundhalten von Wildtierbeständen und des Waldes erfüllen. Hier widerspricht Kotrschal den Jägern, die durch Beunruhigung des Wilds ‚Schälschäden am Wald und Gefährdung der Schutz- und Bannwälder durch Hungerfraß im Winter‘ befürchten“.

Quelle: Der Standard Online

Nicht ganz so gelassen beschreibt die deutsche Bild-Zeitung die Debatte um den Wolf in Deutschland. Im Artikel der Bild-Zeitung, der am 5. Februar veröffentlicht wurde, also zwei Tage bevor der Dachverband „Jagd Österreich“ in Österreich Position bezogen hatte, heißt es: „Ministerin wollte Sitzung stürmen“. Die Debatte um den Umgang mit den Wölfen in Deutschland führte zu heftigen Gesprächen am Rande der Koalitionsverhandlungen von SPD und CDU/CSU. Die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) verlangte in die Spitzenrunde vorgelassen zu werden, um selbst an den Koalitionsverhandlungen zu diesem Thema teilzunehmen. Dies wurde nicht gewährt, da sie nicht zur Verhandlungsrunde gehört. Die Bild-Zeitung hält den Verhandlungsausgang zu diesem Thema fest: „Der Schutz des Menschen müsse an oberster Stelle stehen, heißt es jetzt im Papier der Arbeitsgruppe Landwirtschaft. Deshalb müsse der Wolfsbestand reduziert werden. Jeder Problem-Wolf, der Zäune überwindet und Tiere angreift oder dem Menschen gefährlich wird, kann künftig abgeschossen werden.“

Quelle: Bild-Zeitung, 5. Februar, Seite 3.

Die Redaktion von Jagdfakten.at hat hier nur einige Auszüge zur Berichterstattung zu diesem Thema aufgeführt, ohne durch die Auswahl oder Reihung eine Wertung vornehmen zu wollen.

UNSERE
LESE-EMPFEHLUNG

Bildquellen für diesen Beitrag: Jagdfakten.at/L. Molter

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