Werte mit Bestand: nachhaltig mit Wildtieren, Umwelt und Pflanzen umgehen - Lutz Molter @ Jagdfakten.at informiert

Wir sorgen für Werte mit Bestand.

Dies ist der Wahlspruch, der Claim, Slogan, das Markenversprechen des Verbandes Jagd Österreich, den sich die österreichische Jägerschaft selbst gegeben hat. In welchen Taten spiegelt sich aber dieser Grundgedanke?

WERTE MIT BESTAND

Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit. Die inflationäre Verwendung des Wortes Nachhaltigkeit hat zuweilen zu einer gewissen Abstumpfung gegenüber diesem Begriff geführt. Der neue heiße Scheiß lautet „sustainability“. Selbstredend musste ein englischer Begriff her, bevor das Handlungsprinzip, „nicht mehr zu verbrauchen, als natürlich nachwachsen kann“, den Mainstream erreichte.

Aber der Reihe nach. Im deutschsprachigen Raum ist erstmals 1713 der Begriff der Nachhaltigkeit im wirtschaftlichen Handeln zunächst als kleine Pflanze in der Forstwirtschaft herangewachsen. Hans Carl von Carlowitz hat in seinem Werk „Silvicultura oeconomica“ in einem heute eher kryptisch anmutenden Satz die Frage gestellt: „…wie eine solche Conversation und Anbau des Holzes anzustellen sei, dass eine kontinuierliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe…“ Ins heute übersetz, könnte man auf diese Frage flapsig antworten, dass einfach nicht mehr Holz gefällt werden soll als nachwachsen kann.

Da Forstwirtschaft und Jagd, zwar nicht immer händchenhaltend, aber dennoch auf gemeinsamen Weg gehen, ist das Prinzip der sustainability auch ein Prinzip der Jagd. Durch dieses Grundverständnis hat sich die Jägerschaft seit Generationen darauf verständigt Wildtiere so zu bejagen, dass Tierarten für kommende Generationen erhalten bleiben.

In einem gesunden Maß halten

Das dies hier und jetzt nicht nur leere Worte sind, beweisen die regelmäßig stattfindenden Zählungen der Raufußhühner, Zählungen des Steinwildes und Gamszählungen, die ausgeprägten Maßnahmen der Biotop-Wiederherstellung, das Engagement für Wildruhezonen, die Fütterung des Rotwildes in der Notzeit und das Sorgetragen um Ausgleich zwischen anpassungsfähigen Wildarten, sogenannten Kulturfolgern und sensiblen Wildarten, den Kulturflüchtern. Und natürlich auch die behördlich vorgeschriebenen Bewirtschaftungspläne, die ganz genau regeln wie viele Tiere, und in welcher Alters- und Geschlechterverteilung in den jeweiligen Revieren geschossen werden müssen. All diese Tätigkeiten und noch mehr, sind notwendig, um die heimischen Wildbestände in einem gesunden Maße zu erhalten.

Die Natur regelt es!?

 

Natürlich können sich Wildtiere und Pflanzen auch ohne Zutun des Menschen in Balance halten. Die Natur regelt es. So schallt es an diesem Diskussionspunkt oft lauthals. Und bestimmt denkt sich das nun auch der eine oder die andere Leserin. Das mag unter natürlichen Umständen schon zutreffen, aber was ist in unserer Landschaft heute noch von Grund auf natürlich? Feldfrüchte wie Weizen, Roggen oder Mais stehen in Reih und Glied. Straßen durchziehen das Land und zerschneiden Wälder, Täler und Felder. Die Flüsse sind großenteils begradigt. Windräder, Solaranlagen und Stauseen nehmen viel Naturraum ein, um die Energie zu erzeugen, die wir als Menschen täglich verbrauchen. Die Liste ließe sich beliebig lang weiterführen.

All dies ist keine Natur mehr. Es ist eine Kulturlandschaft. Von Menschenhand geformt. Würden sich Wildtiere selbst ohne Zutun des Menschen regulieren müssen, wären Krankheiten, Seuchenzüge und der Hungertod vieler Tiere die Folge. Doch all die Krankheiten, die dann grassieren würden, wären zugleich eine Gefahr für Haus- und Nutztiere. Und bevor das zweite natürliche Regulatorium, der Hungertod, einsetzen würde, würden die Schäden an den Nutzpflanzen ausufern.

Romantische Vorstellung  – heile Natur

Wer soll das bezahlen? Und was ist mit der Gesundheitspolizei, den Raubtieren? Wolf, Bär oder Luchs? Die Konflikte mit diesen Wildtieren in der Kulturlandschaft sind dramatisch und nicht von der Hand zu weisen. Aber die Mähr der Gesundheitspolizei des Waldes entpuppt sich eben als romantische Vorstellung einer heilen Natur, fern von den Realitäten und Problemen in der menschengemachten Kulturlandschaft.

Bestes Beispiel dafür ist afrikanische Schweinepest, die von den osteuropäischen Staaten bereits nach Mitteleuropa vorgedrungen ist. Wären Raubtiere der vielversprochene Schlüssel zur Bekämpfung aller Krankheiten, hätte sich diese Seuche wohl kaum bereits bis nach Baden-Württemberg und Norditalien ausgebreitet.

Wir sehen: Der Teufel steckt im Detail und einfache Lösungen gibt es kaum. Fakt ist, dass von den Tätigkeiten der Jägerschaft alle Tierarten profitieren, auch wenn die Jägerschaft davon keinen offensichtlichen Nutzen hat. Für die Jägerschaft spielt beispielsweise der Neuntöter oder die Blaumeise jagdlich keine Rolle, dennoch profitieren diese Arten von den von der Jägerschaft angelegten Hecken und Blühwiesen.

Streben nach Bewahrung

Diese tief verwurzelte Naturverbundenheit und das Streben nach der Bewahrung einer ausgeglichenen Tier- und Pflanzenwelt wird bereits in der Jagd-Ausbildung gelehrt und gilt für alle Wildtiere. Insbesondere allerdings für jene, die dem Jagdrecht unterliegen und noch mehr für jene Arten, die der Jäger auch nutzen kann und darf.

Es macht schließlich einen Unterschied, ob man ein Tier „nur“ ansehen darf oder es auch als Nahrungsquelle oder das Fell für warme Winterkleidung nutzbar machen kann. Es macht viel mehr Sinn, etwas zu bewahren, um es dann zu Nutzen. Den Dingen eben einen Wert zu geben, der sich auch beziffern lässt. Es geht darum, schonend und nachhaltig mit der Umwelt, den Wildtieren und den Pflanzen umzugehen. Als Jäger bzw. als Jägerin kann man aktiv nach bestem Wissen und Gewissen ins Geschehen eingreifen und somit Werte schaffen, die Bestand haben.

Von der Vegetarierin zur Jägerin

Autor: Lutz Molter, BAKK.PHIL.

“Die Jagd ist mit vielen Vorurteilen, Mythen und Falschinformationen konfrontiert.
Wir sorgen dafür, dass die Wahrheit nicht auf der Strecke bleibt.”

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Bildquellen für diesen Beitrag: © Lutz Molter & Jagd Österreich
Autor für diesen Beitrag: L. Molter / Jagdfakten.at

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