In überhitzten Debatten rund um die Jagd kommt die Forderung regelmäßig wie aus der Pistole geschossen:
Das Jagen solle gänzlich verboten werden – zum Wohl der Tiere.

Im Gespräch mit Prof. Dr. Klaus Hackländer von der Universität für Bodenkultur Wien informiert dieser Beitrag:
Warum gerade die Jagd Tierbestände rettet – und was sie zur Artenvielfalt wirklich beiträgt.

Was wäre wenn…
es die Jagd nicht mehr gäbe?

Eine Welt ohne Jagd, das klingt für manche Menschen wie: eine Welt ohne Krieg, eine Welt ohne Hunger, eine Welt ohne Armut. Kurz: nach dem wiedergewonnenen Paradies, das frei ist von allem menschengemachten Bösem. Einziger Haken: Im Gegensatz zu Krieg, Hunger, Armut und allen anderen Übeln dieser Welt braucht unser Planet die Jagd. Das sagen WissenschafterInnen, ExpertInnen und alle, die sich hauptberuflich mit dieser Thematik beschäftigen.

  • Warum braucht es die Jagd also?
  • Und was wäre, wenn es sie nicht gäbe?

Von der Jagd
zum Management

Bevor wir zu den Fakten kommen, lohnt es sich, diese Fragen kurz aus einer sprachlichen Perspektive zu betrachten. Das Wort Jagd hat seine etymologische Wurzel im althochdeutschen Verb „jagon“, was so viel bedeutet wie: „schnell verfolgen, hetzen, fangen oder erlegen, suchen, eilen“. Hier handelt es sich also um eine Begriffswelt, die naturgemäß in die Jahre gekommen ist. Natürlich: Vor über tausend Jahren bestand die Jagd notgedrungen mitunter aus „schnell verfolgen, hetzen“ et cetera.

Schließlich standen JägerInnen so gut wie keine technologischen Hilfsmittel zur Verfügung, um bestimmte Tiere so schonend zu erlegen, wie das heute der Fall ist. Es ist nicht zuletzt der Erfindung des Gewehrs zu verdanken, dass JägerInnen Tiere schonend erlegen und damit waidgerecht jagen können. Verfolgt, gehetzt, gefangen und gequält werden die Tiere bei der Jagd also schon längst nicht mehr. Deswegen macht seit einiger Zeit auch ein neues Wort die Runde, das da lautet: „Management“.

Unökologisches Gleichgewicht

 

„Nach wie vor stellt die Bevölkerung nicht in Frage, dass wir in unserer Kulturlandschaft Wildtiere ‚managen‘ müssen“, sagt Prof. Dr. Klaus Hackländer von der Universität für Bodenkultur Wien. Er gilt als einer der renommiertesten Wildbiologen und ist in zahlreichen nationalen und internationalen Gremien als Experte aktiv.

„Wir leben in einer vom Menschen geformten, unnatürlichen Kulturlandschaft“, erklärt er. „Die Tiere und Pflanzen in ihrer Vielfalt und Häufigkeit sind das Ergebnis unserer Landnutzung. In dieser künstlichen Welt müssen wir Tiere regulieren, selbst wenn die Jagd von manchen abgelehnt wird. Auch in den österreichischen Nationalparks wird noch gejagt, man nennt es eben nur Wildtiermanagement.“

Und was würde passieren, wenn die Jagd oder eben besagtes Wildtiermanagement verboten würde? Nein, das Ökosystem würde zwar nicht kollabieren, meint Hackländer. Aber es würde seine Gestalt ändern – und zwar nicht so, dass es einer nachhaltigen Biodiversität dienlich wäre. Ganz im Gegenteil: „Arten, die reguliert werden müssen, vermehren sich noch mehr. Jene, die gehegt werden sollten, verschwinden ganz. Ein neues ökologisches Gleichgewicht stellt sich ein, aber es ist zu bezweifeln, ob sich dieses mit der Art und Weise, wie wir unsere natürlichen Ressourcen nutzen wollen, in Einklang zu bringen ist.“

Deswegen können Jagdverbote verheerend sein

 

Wie verheerend ein radikales Jagdverbot sein kann, zeigt sich am Beispiel Kenias. Dort wurde die Jagd 1977 gänzlich verboten. Die Wildtierbestände gingen außerhalb der umzäunten und bewachten Nationalparks – Stand Februar 2021 – um sage und schreibe 80 Prozent zurück. Das liegt nicht nur an der Wilderei, sondern auch an der Verdrängung durch den Menschen, der frühere Jagdreviere ungestört verbauen konnte.

Kein Wunder also, dass die größte Natur- und Artenschutzorganisation der Welt, nämlich die IUCN, mit ihren vielen Fallstudien beweist, wie wichtig eine geordnete Jagd für nachhaltigen Artenschutz ist. Damit diese Fakten auch bei breiten Teilen der Bevölkerung ankommen, ist laut Klaus Hackländer eines ganz besonders wichtig:

„Wir brauchen mehr Fakten und weniger Emotion, mehr Argumente und weniger Effekthascherei. Sicher, dies ist ein schwieriges Unterfangen, schließlich geht es auch um das Töten von Tieren und um den Umgang mit Feuerwaffen. Aber die Jagd ist gut beraten, ihren wertvollen Beitrag für die Gesellschaft zu kommunizieren.“

Ein Grund, warum es etwa unser digitales Magazin jagdfakten.at gibt.

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Bildquellen für diesen Beitrag: iStock
Autorin für diesen Beitrag: U. Macher/Jagdfakten.at

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