Paulownia Baum: Jagdfakten.at informiert

Paulownia: Ist das der Baum der Zukunft?

Er wächst rasend schnell, bindet viel CO2, liefert wertvolles Holz – und fühlt sich seit Neuestem auch in Österreich wohl:
Was hat es mit dem Paulownia-Baum wirklich auf sich? Wir informieren:

PAULOWNIA BAUM

Würde Kaiser Franz Joseph heute noch leben, müsste man ihn sich als glücklichen Menschen vorstellen. Zumindest, was seinen Lieblingsbaum betrifft: Die Paulownia nämlich – auf Deutsch „Blauglockenbaum“ genannt – wächst heute um ein Vielfaches zahlreicher in Österreich als zu Lebzeiten des Kaisers. Und doch: Gut möglich, dass die aus dem Boden schießenden Paulownien selbst dem Kaiser Kopfzerbrechen bereiten würden. Warum, würde er sich fragen, fühlt sich dieser ostasiatische Baum hier plötzlich so wohl? Was finden die Leute an ihm, außer, dass er so schön anzusehen ist? Und schaut so der österreichische Wald der Zukunft aus?

Ein Superbaum als CO2-Speicher?

Beginnen wir mit folgenden Fakten: Der Paulownia-Baum – man nennt ihn übrigens auch Kaiserbaum! – ist einer der am schnellsten wachsenden Bäume der Welt. Bis zu vier Meter (!) wachsen Paulownien im Jahr, zum Vergleich: Bei Eichen sind es lediglich 30 Zentimeter. Dieses rasante Wachstum würde nicht so von sich reden machen, wäre da nicht das Holz. Es ist stabil, lässt sich gut verarbeiten, ist dünn aufgeschnitten biegbarer als viele andere Holzarten und wird zunehmend von der Industrie entdeckt – von der Möbelbranche bis hin zum Bauwesen. Und dann gibt es da noch einen weiteren attraktiven Nebeneffekt:

Die Paulownia kann eine erstaunlich hohe Menge an CO2 binden. Bei einem Hektar können es – unter idealen Bedingungen – bis zu 40 Tonnen pro Jahr sein. Zum Vergleich: Buchen, Eichen oder Fichten binden in der Regel rund 15 Tonnen CO2 pro Hektar und Jahr. Dass die Paulownia in Österreich vermehrt aus dem Boden sprießt, liegt auch daran, dass sie sich aufgrund der Klimaerwärmung hier wohler fühlt als noch vor rund 100 Jahren. Außerdem gilt die Paulownia als besonders anpassungsfähig – zumindest, wenn sie an keine anderen Bäume grenzt. Das alles klingt so, als hätte die österreichische Forstwirtschaft nun eine einzige Sache zu tun: Paulownia-Bäume zu pflanzen, soweit das Auge reicht. Doch so einfach ist die Sache nicht.

Warum wird die Paulownia nicht überall angepflanzt? 

In Österreich gibt es unterschiedliche Plantage-Projekte, die sich mit dem Gedeihen der Paulownia beschäftigen. Das erste hat seine Wurzeln im Jahr 2012 in der Steiermark, einige weitere Plantagen – beispielsweise am Marchfeld – folgten. Dass die Paulownia trotz ihres Nachhaltigkeits- und Erwirtschaftungspotenzials hierzulande noch keine Forstzulassung hat – also großflächige Pflanzungen rechtlich problematisch sein könnten – mag auch an folgenden Punkten liegen:

Erstens wird eine Paulownia weniger alt – maximal 100 Jahre – als die meisten heimischen Baumarten. Zweitens braucht sie vor allem in den ersten zwei Jahren nach dem Setzen um ein Vielfaches mehr Pflege als andere Forstbäume, damit ihr Stamm das gewünschte glatte Holz hervorbringt. Und drittens ist sie – auch da vor allem in den ersten zwei bis drei Jahren – sehr frostempfindlich. Das schreckt viele Försterinnen und Förster, Klimaerwärmung hin oder her, weiterhin ab.

Was also hat es mit der Paulownia in Österreich genau auf sich? Ist sie der Baum der Zukunft, wie es die einen prophezeien? Oder doch ein kleines Nischenbäumchen, das sich nicht durchsetzen wird? Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.

Wo die Paulownia Sinn machen könnte

Natürlich sprechen die schnelle Wachtumsrate und die hohe CO2-Bindung für eine verstärkte Anpflanzung der Paulownia. Doch als kälteempfindlicher Baum, der noch dazu als konkurrenzschwach gegenüber vielen einheimischen Forstbäumen gilt – also neben ihnen nur schwer wachsen kann –, wird sie in vielen Wäldern des Landes aller Voraussicht nach keine tiefen Wurzeln schlagen können. In warmen und trockenen Waldgebieten besteht hingegen die Sorge, dass sich die Baumart invasiv verhalten könnte, was wiederum der Biodiversität schaden würde.

Und doch: Die Paulownia könnte in Wäldern (oder drumherum!) durchaus sinnvoll angepflanzt werden, wie auch eine Studie der EU feststellt. Gerade in Jagdrevieren könnte der Baum als natürliche Barriere oder als Schutz für Wildtiere dienen. Denn die schnelle Wachstumsrate ermöglicht es, in kurzer Zeit dichte Baumbestände zu schaffen, die als Rückzugsgebiete für Wildtiere genutzt werden können. Außerdem können Paulownia-Blätter und -Zweige als Futter für Wildtiere dienen, was zur Erhaltung gesunder Wildbestände beiträgt.

Fest steht: Vom Protagonisten eines neuen Waldes der Zukunft ist die Paulownia offenbar noch weit entfernt. Kaiser Franz Joseph müsste sich also mit dem Anblick der Plantagen begnügen – zumindest vorerst.

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Bildquellen für diesen Beitrag: © Pixabay
Autor für diesen Beitrag: L. Palm / Jagdfakten.at

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