
Zwischen Naturjuwel und Gefahrenzone:
Österreichs Wälder sind beeindruckende Kostbarkeiten – doch sie stehen zunehmend unter Druck: Stürme, Hangrutsche, Lawinen und Waldbrände bedrohen nicht erst seit dem Klimawandel die grünen Lungen des Landes. Warum nehmen diese Phänomene zu – und welche Rolle spielt die Jagd dabei? Eine Analyse.
GEFAHREN FÜR DEN WALD
Der 29. Oktober 2018 ist vielen noch in guter Erinnerung: An diesem Montag im Herbst fegte das Sturmtief „Vaia“ mit zerstörerischer Kraft über Österreich hinweg. Innerhalb weniger Stunden wurden in Kärnten und Tirol über zwei Millionen Kubikmeter Holz entwurzelt oder zerstört. Laut dem Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BML) zählt dieses Ereignis zu den schwersten Sturmkatastrophen der letzten Jahrzehnte.
Doch warum sind unsere Wälder so „labil“ bei solchen Extremereignissen? Wälder mit Monokulturen, insbesondere Fichten, gelten als besonders sturmanfällig. „Mit ihren flachen Wurzeln ist die Fichte gegen extreme Wetterereignisse sehr schlecht gewappnet“, analysierte Revierförster Heinz Studer beispielsweise im Schweizer Tagesanzeiger.
Eine mögliche Lösung liegt in naturnahen Mischwäldern. Tief wurzelnde Baumarten wie Eichen und Buchen könnten die Stabilität der Wälder erhöhen und das Risiko solcher Schäden deutlich reduzieren. Doch die Herausforderungen gehen über die Baumart hinaus: Der Klimawandel verschärft die Situation zusätzlich. Laut einem Bericht des Weltklimarates IPCC treten Wetterextreme wie Stürme „nicht nur häufiger auf, sondern auch mit wachsender Intensität“.
Wenn der Boden nachgibt:
Hangrutsche & Erosion
Steile Hänge, die einst als sicher galten, stehen heute zunehmend im Fokus von Hangrutschungen – eine alarmierende Entwicklung, die nicht nur natürliche, sondern auch menschliche Ursachen hat. Besonders in stark bewaldeten Gebieten führt die Übernutzung der Flächen häufig zu instabilen Böden, die ihrer Schutzfunktion nicht mehr gerecht werden.
Ein intakter Wald stabilisiert den Boden durch sein Wurzelsystem. Fehlt die nächste Generation von Bäumen, wird der Boden anfälliger für Erosion und verliert an Stabilität. Hinzu kommt ein weiterer Faktor, der die Situation verschärft: Die zunehmenden Starkregenereignisse, die laut dem Umweltbundesamt immer häufiger auftreten, belasten die Böden zusätzlich. Der Klimawandel verstärkt diese Entwicklung, indem Regenfälle nicht nur intensiver, sondern auch unberechenbarer werden.
Gefahr von oben:
Lawinen und ihre Folgen
Lawinen stellen in den alpinen Regionen Österreichs seit jeher eine große Gefahr dar. Die Katastrophe von Galtür 1999 hat deutlich gemacht, wie wichtig Schutzwälder sind. Intakte Wälder können Lawinen abbremsen und die Wucht reduzieren. Allerdings fehlen in vielen Lawinenkorridoren die jungen Bäume, die diesen Schutz gewährleisten könnten. Ohne Maßnahmen zur Regulierung der Wilddichte, kann die Verjüngung der Wälder und damit die Schutzfunktion des Waldes beeinträchtigt werden.
Waldbrand:
Eine unterschätzte Bedrohung
Zwar ist die Zahl der Waldbrände in Österreich rückläufig (laut Statistik waren es bis zum 1. November 2024 109), der Bundesfeuerwehrverband ist aufgrund längerer Trockenperioden und steigenden Temperaturen, die Böden und Vegetation austrocknen, heutzutage aber stets in Alarmbereitschaft. Besonders gefährdet sind Nadelwälder, da sie aufgrund ihres Harzgehalts leicht entzündlich sind. Laubwälder mit Buchen oder Ahorn können das Risiko senken, da sie feuchter und weniger brennbar sind.
Die Rolle der Jagd:
Wächter des Gleichgewichts
Was aber hat die Jagd mit alldem zu tun? Viel. Denn unregulierte Wildbestände können die natürliche Verjüngung der Wälder behindern. Wenn junge Bäume durch wiederholten Verbiss in ihrem Wachstum beeinträchtigt werden, kann der Schutzwald in seiner Funktion geschädigt werden, Stürmen, Hangrutschen oder Lawinen zu widerstehen.
Eine nachhaltige Jagdpolitik ist daher essenziell. Dabei geht es vor allem um ein Gleichgewicht zwischen Wild und Wald: Der Wald braucht das Wild genauso wie das Wild den Wald. Es geht um die richtige Balance und darum, das Wild dorthin zu lenken, wo es eben keinen Schaden anrichten kann.
Ein Balanceakt für die Zukunft
Die Herausforderungen für Österreichs Wälder werden durch den Klimawandel weiter zunehmen. Naturnahe Bewirtschaftung, nachhaltige Jagd und der Schutz junger Bäume sind entscheidend, um diese Gefahren zu minimieren. Wälder sind nicht nur Naturjuwele, sondern auch Schutzschilde gegen Naturgefahren – ein Gleichgewicht, das es zu bewahren gilt.
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Bildquellen für diesen Beitrag: © Unsplash
Autor für diesen Beitrag: U. Macher / Jagdfakten.at
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