Falknerei, Jagdfakten Österreich

Falknerei ist in erster Linie die Beizjagd mit dem Greifvogel. Aber zur Falknerei zählen auch, die Greifvogelzucht und der Greifvogelschutz. Die Falknerei ist von der UNESCO als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt worden.

Falknerei

Unter Falknerei oder Beizjagd versteht man die Jagd mit einem abgetragenen (trainierten) Greifvogel auf Beutetiere in ihrem natürlichen Lebensraum. Falkner sind Jäger und müssen sich an das Jagdgesetz des jeweiligen Bundeslandes halten. Alle Greifvögel, die für die Jagd trainiert und eingesetzt werden, bezeichnet man als Beizvögel.

Als eine der ältesten Jagdarten wird die Beizjagd in fast allen Ländern Europas und in vielen Regionen quer über den Erdball in ihrer ursprünglichen Form ausgeübt. Die Beizjagd ist eine besonders naturgetreue und ökologische Jagd, da sie – zwar unter der Regie des Menschen – wie die natürliche Jagd eines Greifvogels abläuft.

Beutegreifer und Beutetier werden dieselben Chancen eingeräumt, wie sie diese auch in der Natur vorfinden. Ziel der Beizjagd ist das harmonische Zusammenspiel von Beizvogel, Falkner und Hund. Sobald der Hund Wild gefunden hat, ist es Aufgabe des Falkners, seinen Beizvogel in eine günstige Jagdposition zu bringen. Kraft, Geschicklichkeit und Ausdauer des Greifvogels und des Beutetiers bestimmen den weiteren Verlauf der Beizjagd.

Es liegt in der Natur der Sache, dass nicht jeder Jagdflug erfolgreich sein kann. Ist der Beizvogel erfolglos, kehrt er zu seinem Falkner zurück und wartet auf eine neue Chance. Im Fachjargon heißt es, dass der Vogel vom Falkner eingezogen wird.

Ist der Vogel jedoch erfolgreich, liegt es am Falkner, schnellstmöglich zu seinem gefiederten Jagdkumpanen zu gelangen, denn – entgegen vieler Meinungen – apportiert der Beizvogel das Wild NICHT! Ein weiterer positiver Aspekt ist die Aufteilung der Beute zwischen Falkner und Beizvogel. Das Wild wird so vollständig verwertet, denn der Beizvogel kröpft nicht nur Fleisch, sondern auch Fell und Knochen, die er in späterer Folge als Gewölle wieder auswirft.

Die zwei Arten der Beizjagd

Der niedere Flug
Beim niederen Flug startet der Beizvogel direkt von der Faust seines Falkners zum Jagdflug. Ideal für diese Jagdart sind beispielsweise Habichte und Bussarde (Blaubussard, Königsrauhfußbussard etc.). Es können aber auch Falken, Adler und andere Greifvögel für den niederen Flug eingesetzt werden.

Der hohe Flug
Der hohe Flug wird auch unter Falknern als „wahre Kunst“ bezeichnet. Hierfür werden typischerweise Falken eingesetzt. Der Beizvogel startet von der Faust des Falkners, um kreisend an Höhe zu gewinnen. Hat er eine optimale Höhe erreicht, wartet er über seinem Falkner auf potentielle Beute. Man spricht hierbei auch vom Anwarten. Falkner und Jagdhund versuchen nun Beute aus der Deckung zu treiben. Bejagt werden auf diese Art meist Vögel wie z. B. Fasane. Fliegt der Fasan auf, geht der Falke in einen rasanten Sturzflug über und versucht so das hochgemachte Wild zu erbeuten.

Die freie Folge – eine Mischung?
Eine weitere Möglichkeit stellt die sogenannte freie Folge dar. Hierbei fliegt der Beizvogel frei von Baum zu Baum, seinen Falkner stets im Blick. Der Beizvogel hat bereits gelernt, dass sein Falkner bzw. dessen Hund für ihn Beute aufstöbern und versucht daher selbstständig, sich stets in einer optimalen Position über seinem Falkner zu befinden. Wird ein Beutetier aufgeschreckt, so geht er direkt zum Jagdflug über. Im Gegensatz zum hohen Flug wartet der Beizvogel zwar nicht an, aber er startet auch nicht von der Faust zum Jagdflug wie beim niederen Flug.

Greifvogelzucht

 

Als profunde Kenner der Greifvögel waren Falkner weltweit die Allerersten, die sich intensiv und äußerst erfolgreich mit der Greifvogelnachzucht auseinandersetzten.

Indirekt häufte sich durch ihre Zuchtbemühungen ein enormes Wissen an, das bei vielen Artenschutzprojekten eingesetzt werden konnte. Die Bedeutung der Vermehrung von Greifvögeln in Menschenhand wurde sogar von der „Internationalen Union für den Schutz der Natur und der natürlichen Ressourcen“ (IUCN) als Artenschutzmaßnahme anerkannt.

Daher lässt sich sagen: Viele der Greifvögel, die im Rahmen von Wiederansiedelungsprojekten in die freie Wildbahn entlassen wurden, stammen aus den Zuchtbeständen der Falkner. Ebenso fanden moderne medizinische Techniken wie die künstliche Besamung ihren erfolgreichen Einzug in die heutige Greifvogelzucht. Naturentnahmen sind in Österreich nicht nur gesetzlich untersagt, sondern auch keinesfalls mehr nötig.

Greifvogelschutz

 

Heute bedrohen die Zerstörung von Lebensräumen sowie der Einsatz von Pestiziden viele Greifvogelarten. Als es Falknern erstmals erfolgreich gelang, Greifvögel nachzuzüchten, konnten heimische Arten unter falknerischer Obhut vermehrt und zur Unterstützung der verbliebenen Wildpopulationen ausgewildert werden.

Vorbildhafte Beispiele für die erfolgreiche Wiederansiedelung von Greifvögeln sind der Wanderfalke in Europa und in den USA, die Auswilderung von Kaiseradlern in Österreich, das Bartgeierprojekt in den Alpen sowie die Rettung des Kalifornischen Kondors in Amerika.

Falknerei ist
Immaterielles Weltkulturerbe der UNESCO
  

Der 5. Dezember 2012 ist für die österreichische Falknerei ein ganz besonderes Datum. Denn an diesem Tag wurde die Falknerei vom Zwischenstaatlichen Komitee der UNESCO zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes in Paris einstimmig auf die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit gesetzt. Mit dieser Liste unterstützt die UNESCO weltweit kulturelle Traditionen, die Pflege und Schutz benötigen, damit diese bewahrt und an zukünftige Generationen weitergegeben werden können und somit lebendig bleiben.

Nur so können vom Vergessen bedrohte Traditionen ihre identitätsbildende und sinnstiftende Funktion in der Gesellschaft erfüllen. Dies ist durchaus als der größte Erfolg des Österreichischen Falknerbundes und der Österreichischen Falknerei in der österreichischen Geschichte zu feiern.

Grundlage der Liste ist das UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes, das im Rahmen der 32. Generalversammlung im Jahr 2003 beschlossen und im April 2006 in Kraft trat. Bisher haben 148 Staaten dieses Übereinkommen ratifiziert.

Die Submission der Falknerei ist die größte und multinationalste, die je bei der UNESCO unter dieser Konvention eingereicht wurde, und erhielt besonderes Lob durch die internationale Staatengemeinschaft als „außergewöhnliches Beispiel für die zwischenstaatliche Zusammenarbeit und exemplarische Qualität der bereitgestellten Informationen“. Die ursprüngliche Forderung zur Anerkennung dieser über 4000 Jahre alten Jagdkunst als Immaterielles Kulturerbe stammt aus Österreich.

In Österreich wurde die Falknerei bereits 2010 als erstes immaterielles Kulturerbe in das nationale Verzeichnis aufgenommen. Neben der klassischen Reitkunst und der Spanischen Hofreitschule sowie dem Schemenlauf in Imst ist die Falknerei eines von drei Kulturgütern, die es zur Aufnahme in die weltweite Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit geschafft haben. Jedoch ist lediglich die Falknerei in allen Bundesländern Österreichs vertreten.

Der Österreichische Falknerbund 

Der >> Österreichische Falknerbund << wurde im Jahre 1950 gegründet und ist somit der älteste Falknerverband Österreichs. Als größter Verband ist der ÖFB in allen Bundesländern vertreten und eint Falknerinnen und Falkner, sowie Greifvogelfreunde aus ganz Österreich.

Auch internationale Falkner haben im Laufe der Jahre zum ÖFB gefunden. Mit ihrer Mitgliedschaft unterstützen die Mitglieder ihren ÖFB bei vielen jagdpolitischen Arbeiten, weiters fließt ein Teil des Mitgliedsbeitrages in die Abgaben an CIC (Internationale Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd) und IAF (Internationale Gemeinschaft für Falknerei). Der Österreichische Falknerbund ist stets bestrebt, die Falknerei als Immaterielles Kulturerbe der UNESCO auf Kurs zu halten und die Qualität der Ausübung dieser traditionellen Jagdart zu gewährleisten.

Falknerinnen und Falkner sind in erster Linie Jäger, die von den Niederwildbeständen abhängig sind. Daher leisten sie regelmäßig Beiträge durch Fachsymposien, Unterstützung von Niederwildprojekten und Aufklärungsarbeit in der Öffentlichkeit um unsere liebsten Wildarten zu erhalten. Der Schulterschluss mit den Landesjagdverbänden ist ihnen ein großes Anliegen.

Auch die Aus- und Weiterbildung der nächsten Generation an Falknerinnen und Falknern ist ein wichtiger Faktor. Um das alte Wissen um die Falknerei auf hohem Niveau halten zu können, zählt die Verankerung der Falknerprüfung im Jagdgesetz zu den größten Zielen.

“Wir möchten auch in Zukunft altes Wissen und Können wahren, aber auch neue Erkenntnisse fördern. Für unsere Mitglieder wollen wir Fundament und Dach zugleich sein, bei Anliegen beratend zur Seite stehen und den Weg in eine gemeinsame Zukunft ebnen.”

Österreichischer Falknerbund

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