
Stille Wasser:
Das bedeutet die Austrocknung unserer Flüsse für die Jagd
Österreichs Flüssen und Bächen geht das Wasser aus. Mit potenziell gravierenden Folgen für die Jägerschaft.
WENIGER WASSSER
in Fluss & Bach
Mehr Hochwasserereignisse denn je, ein Rekordniederschlag nach dem anderen: Ja, das Wasser macht Österreich in den letzten Jahren ordentlich zu schaffen. Und so widersprüchlich das auch klingen mag: Gleichzeitig geht Österreich das Wasser aus. Zumindest, was die Flüsse betrifft. Laut einer aufsehenerregenden Studie von Greenpeace hat sich die Wassermenge in heimischen Flüssen seit 1977 um fast ein Fünftel verringert. Betroffen sind nicht nur Donau, Enns oder Mur, sondern auch kleinere Gewässer. Die Ursachen: Klimawandel, Gletscherschmelze und, zumindest über die meisten Kalenderjahre gerechnet, sinkende Niederschläge.
- Was heißt das genau?
- Und was bedeutet das für das Wild und die Jagd?
Warum ist Wasser so wichtig?
Rekordniederschläge hin oder her: Diese sind meist kurz, heftig und fließen schnell oberflächlich ab, statt den Boden und die Grundwasserspeicher nachhaltig zu füllen. Außerdem fehlen beständige, gleichmäßige Niederschläge und Schneefall, die früher über Wochen Wasser nachlieferten. Die Folge: Flüsse führen trotz Starkregen insgesamt weniger Wasser. Das liegt auch an den besagten Gletschern, die vor sich hinschmelzen: Viele Gletscher sind so stark geschrumpft, dass sie kaum noch Wasser liefern. Je kleiner sie werden, desto weniger Reserve haben sie für trockene Sommer. Statt gleichmäßig Wasser abzugeben, brechen sie regelrecht weg. Die einstige „Wasserbatterie“ der Alpen entlädt sich – und leert sich. Fest steht:
Flüsse & Bäche sind Lebensadern.
Nicht nur für Fische und Libellen, sondern auch für Rehe, Wildschweine und Vögel. Sie liefern Wasser, spenden Kühle, gliedern die Landschaft. Ufergehölze bieten Deckung, Auen sind Kinderstuben. Trocknen diese Räume aus, verliert das Wild Rückzugsorte – und die Jägerinnen und Jäger ihren elementaren Zugriffspunkt auf das Ökosystem.
Weniger Wasser in Österreichs Flüssen
Was bedeutet das fürs Wild: Trockenheit verändert das Verhalten des Wildes. Tiere verlagern ihre Aktivitätsphasen. Sie werden nachtaktiver, meiden offene Flächen, suchen Schatten, Wasser, Ruhe.
Das erschwert die Jagd. Alte Pirschpfade verlieren an Bedeutung. Neue Wechsel entstehen, oft dort, wo es unerwartet ist. Für viele Jäger heißt das: noch mehr Beobachtung, noch mehr Anpassung als in den vergangenen Jahren ohnehin schon nötig war. Doch nicht nur das Verhalten, auch die Populationsdynamik ändert sich.
Weniger Wasser bedeutet nämlich auch weniger Vegetation. Blühpflanzen verschwinden, Insekten ebenfalls. Das trifft Bodenbrüter wie Fasan und Rebhuhn, aber eben auch Wild, das auf Kräuter und Jungtriebe angewiesen ist. Ein Reh, das kein Äsungsangebot findet, verlegt sein Revier. Die Folge: Konkurrenz, Stress, Wildschäden. Kurz: ein ökologisches Durcheinander.
Wasserknappheit bedeutet auch mehr Krankheiten. Trockene Böden wirbeln Staub auf, belasten Atemwege. Fehlende Tränken erhöhen die Ansteckungsgefahr in verbliebenen Wasserstellen.
Die schleichende Trockenheit wird damit zu einem entscheidenden Parameter für die Jagd.
Was bedeutet die Wasserknappheit für die Jagd?
Die Jagd ist schließlich seit eh und je angewiesen auf stabile Lebensräume.
Was also tun, wenn diese schrumpfen und sich durch die Wasserknappheit dermaßen verändert?
Mehr denn je sind Jägerinnen und Jäger mit ihrem Feingespür für die Natur als Gestalter gefragt, als Beobachter, als Partner der Ökologie. Was das konkret bedeuten kann? Zum Beispiel: Feuchtbiotope anlegen, Tränken sichern, Ufer schützen. Das Verhalten des Wildes stets in Zusammenhang mit der Wassermenge des jeweiligen Reviers setzen. Die Jägerschaft weiß es schon seit Langem: Wer das Wasser schützt, schützt auch das Wild.
Die schwindenden Flüsse sind jedenfalls ein Alarmsignal – für die Landwirtschaft, einzelne Gemeinden, ja selbst für geschichtsträchtige Industriestandorte und für regional stark verwurzelte Jägerinnen und Jäger. Die immer trockeneren Bäche und Flüsse fordern uns alle heraus, das Verhältnis zur Natur neu zu denken. Doch für die Jägerinnen und Jäger geht es um mehr als nur ums Denken: Ihre Verantwortung erhält dadurch eine neue Dimension.
Sie sind es, die die Natur dort, wo die wenigsten sie kennen, genau lesen können. Und die im Laufe der Jahrhunderte schon oft die richtigen Lehren daraus gezogen haben. Obliegt es der Jägerschaft allein, sich der Flusswasserknappheit anzunehmen? Natürlich nicht. Aber wie wir gesehen haben: Sie kann ihren Teil dazu beitragen, dass die Natur dadurch nicht völlig aus dem Gleichgewicht gerät. Von allein wird das Wasser wohl nicht wieder in die Flüsse fließen.
UNSERE
LESE-EMPFEHLUNG
Bildquellen für diesen Beitrag: © Pixabay
Autor für diesen Beitrag: L. Palm / Jagdfakten.at
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