Von Fuchs und Hase

Michael Authried, Gewinner des „Red Fox Award 2023“, ist Kürschner mit Leib und Seele.
Warum die Leidenschaft für das Gewerbe nach wie vor groß ist wie am ersten Tag – und was ein Teddybär damit zu tun hat, hier informieren:

 

KÜRSCHNER

mit Leib und Seele

Betritt man das Geschäft von Michael Authried im ersten Wiener Gemeindebezirk, sticht einem gleich ein ganz besonderes Exponat ins Auge. Mitten im Verkaufsraum thront eine Jacke aus hellem Lammfell; die Manschetten, die Bordüre und den Kragen ziert das Fell vom Rotfuchs. Darunter eine Plakette, welche die Besonderheit des Stücks nochmals hervorhebt: „1. Platz Red Fox Award 2023“.

Michael Authried hat von der Auszeichnung, die am 18. Februar 2023 im Rahmen der Messe „Die Hohe Jagd & Fischerei“ vergeben wurde, auf einer Geschäftsreise in Mailand erfahren. In seinen Worten klingt bei allem Stolz ein wenig Bedauern mit, weil Ehrungen wie diese im Berufsleben eines Kürschners zum einen sehr wertvoll, zum anderen sehr selten sind. Und vieles nicht mehr ist, wie es einmal war.

Kuerschner Michael Authried, Gewinner Red Fox Award 2023

Traumberuf
Kürschner

In k.u.k.-Zeiten gab es allein in Wien rund 200 Kürschnereibetriebe. Heute sind es „so um die 40“, schätzt Authried, aber das österreichweit. „Die Branche“, so der Wiener, „ist überaltert. Es gibt nicht mehr viele junge Menschen, die das machen wollen, und die, die schön langsam ins Pensionsalter kommen, lassen es.“ Für Authried selbst ist der Beruf des Kürschners nach wie vor ein Traumberuf. Und das nicht unbedingt, weil er das Geschäft im Zentrum Wiens, in der Kühfußgasse 2, von seinem Vater übernommen hat. „Ich habe es schon immer geliebt, mit der Hand zu arbeiten“, erklärt Authried. Schon als Kind habe er seinem Teddybären Kleider genäht, viel Zeit im Geschäft des Vaters verbracht, und auch daheim waren Pelze und Felle „etwas ganz Normales für mich – ich bin damit aufgewachsen.“ Also besuchte er die Modeschule Hetzendorf, begann 1978 die Kürschnerlehre und bereut diese Entscheidung bis heute keine Sekunde lang. „Vom Einkauf der Felle über das Design bis zur Produktion von Pelzen – ich kann hier alles machen, vom Anfang bis zum Ende. Auch der Kontakt zu den KundInnen liegt mir am Herzen. Und ich arbeite viel selbst.“

Ja zu A,
Nein zum Osten

Die Rotfüchse bezieht Authried ausschließlich aus Österreich, jene für den „Red Fox Award“ wurden von der österreichischen JägerInnenschaft zur Verfügung gestellt.“ Den Rest der Felle bezieht Authried aus der ganzen Welt, viel aus Deutschland, Italien, aber auch aus Kanada und den USA. Nur den Osten, der anderswo einen Aufschwung erlebt, lässt er aus: „Da passt die Qualität nicht.“

Und diesen Anspruch, stets höchste Qualität zu bieten, hatte er von Anfang an – auch wenn die Zeiten für KürschnerInnen seit Beginn der 1980er-Jahre schlechter wurden. „Damals“, so Authried, „wurden Pelze zum Massenprodukt. Mit allen Problemen, die daraus resultieren.“ Sprich: Durch die große Nachfrage stieg auch die Anzahl der Zuchtbetriebe, die wiederum Tierschutzorganisationen auf den Plan gerufen haben. „Dabei gibt es ja auch bei uns genügend Füchse, Bisams oder Marder, die überall herumlaufen. Ich habe zum Beispiel einen Bauern, der mir alle fünf bis sechs Jahre dreißig Marder bringt.“

Ansonsten bezieht Authried seine Felle über Rauchwarenhändler; auch ein Beruf, den es hierzulande nicht mehr gibt. Dieser kauft die Ware auf Auktionen, beispielsweise in Kopenhagen, lässt sie gerben und eventuell auch färben oder rupfen. „Ein Beruf, der sehr viel Fachwissen voraussetzt“, weiß Authried. „Ein rohes Fell zu kaufen – ich würde mich das nicht trauen.“

Erst dann kommen KürschnerInnen ins Spiel. Und damit auch das Design, das Jahr für Jahr neue Trends setzt.

Pelz-Trend: Gilets

Aktuell, so Authried, stünden Gilets hoch im Kurs und in Sachen Fell Fuchs, Hase, Nerz und Persianer. Authrieds Kollektion umfasst rund 50 verschiedene Kreationen, welche die Bandbreite widerspiegeln, was mit Pelz möglich ist. „Der Pelz von heute muss dem Modebild entsprechen“, sagt Authried. „Das ist eben die Herausforderung – die perfekte Kürschnerarbeit versteht sich eh von selbst.“

Handwerk statt Industrie

Und die ist nach wie vor von Handarbeit geprägt. Rund 25 Arbeitsstunden stecken beispielsweise in der Gewinnerjacke des „Red Fox Award“, vom ersten Gedanken bis zum letzten Schliff. Kostenpunkt des guten Stücks: 2.890 Euro. Wobei man in Zeiten der umfassenden Teuerungen sagen muss, „dass sich die Preise in den letzten zehn Jahren eigentlich nicht verändert haben.“ Das sei den schwierigen Zeiten geschuldet. Auch deshalb bricht Authried eine Lanze für die KürschnerInnenzunft, indem er die Qualitätsunterschiede zu Pelzen industrieller Herstellung aufzeigt.

„Neben der Umsicht, mit der wir unser Handwerk ausüben, sind auch die Verarbeitungsmethoden andere. Wir nähen Futter, Verstärkungsbänder etc. mit der Hand an – in der Industrie wird geklebt. Mit der Folge, dass das Fell darunter kaputt und eine spätere Veränderung des Produkts unmöglich ist.“ Was schade ist, da Pelz nach wie vor ein Kleidungsstück ist, das in puncto Langlebigkeit seinesgleichen sucht. „Ein Mantel, eine Jacke kann im Laufe der Jahre immer wieder umgenäht und der Mode angepasst werden – das ist auch ein Großteil meines Geschäfts. Prinzipiell sind Felle sehr langlebig, wir reden da von dreißig bis fünfzig Jahren, die sie im Umlauf bleiben.“ Welches Kleidungsstück kann da schon mithalten?

Authried Pelze
Kühfußgasse 2
1010 Wien
www.authried-pelze.at

UNSERE
LESE-EMPFEHLUNG

Bildquellen für diesen Beitrag: Kürschner Authried & Jagdfakten.at
Autorin für diesen Beitrag: U. Macher / Jagdfakten.at

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