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Warum entscheiden sich immer mehr für die „grüne Matura?“

Wir Jägerinnen und Jäger sind mehr denn je gefordert, aktiv mitzugestalten, um die Jagd und ihre Traditionen zeitgemäß zu erhalten und in die Zukunft zu führen. Als Konstante gilt dabei der Dialog mit der nichtjagenden Bevölkerung. Prägend mitwirken wird am Prozess der Um- und Neugestaltung die junge Generation der Jagdscheininhaber und -inhaberinnen. Diese jüngste Generation der Jägerschaft besteht aus dem Zeitalter der sogenannten „Digital Natives“. Viele von Ihnen sind mit Computer, Internet und den sozialen Netzwerken groß geworden. Anstatt sich zu treffen und zu reden, chattet man und tauscht sich in virtuellen Räumen oder geschlossenen Gruppen aus. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die Motivation angehender Jungjägerinnen und Jungjäger. 

JUNGJÄGER IM PROFIL

Die Jagd steht mehr und mehr im Spannungsfeld zwischen den unterschiedlichen Nutzergruppen der Natur und NGOs. Vom nur schussgeilen Jäger, illegalen Abschüssen von Bären und Wölfen, bis hin zu Beschimpfungen als „Bambi Mörder“, Tierquäler oder ähnliches ist in Berichterstattungen, medial und den sozialen Netzwerken, über Jägerinnen und Jäger, alles dabei.  Eine Ursache für dieses Unverständnis liegt daran, dass die Jagd Jahrzehnte lang unter eine Glaskuppel gestellt wurde. Was früher nicht erklärt werden musste, findet sich heute als negativer Kommentar in den sozialen Netzwerken wieder oder erringt als mediale Titelstory eine Brisanz.

Trotz des vermeintlich negativen Images der Jagd, bei geschätzten zehn bis fünfzehn Prozent der Bevölkerung vorhanden, besuchen in den Salzburger Bezirken jährlich knapp 400 Personen die angebotenen Jagdkurse.

Wir haben nachgefragt:

  • Warum junge Menschen Jagdkurse besuchen
  • Woher die angehenden Jägerinnen und Jäger kommen
  • Was sie bewegt die „Grüne Matura“ abzulegen

Soziodemographische Strukturen der
Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer

Die Schnellumfrage und die geführten Gespräche zeugen keineswegs von repräsentativen Umfrageergebnisse. Dennoch geben sie dem jagdlichen Nachwuchs ein Profil.

Innerhalb eines Jahrzehnts ist der Anteil der Frauen bei den Jagdkursen von 10 auf 22 Prozent gestiegen. Das Durchschnittsalter der Befragten angehenden Jägerinnen und Jäger liegt bei 27 Jahren. Sie geben an, dass sie eher im ländlichen Raum wohnen. Ein deutlicher Trend ergibt, dass rund 25 % der Teilnehmerinnen und Teilnehmer keine Erfahrung oder familiären Hintergrund mit der Jagd haben. Diejenigen angehenden Jungjägerinnen und Jungjäger, die angegeben haben, bereits Erfahrungen gesammelt zu haben, nennen hier Revierarbeiten, Treiber, familiäre Hintergründe und Jäger im Freundeskreis als Erfahrungen. Knapp die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist ungebunden.

Jagdnachwuchs bietet ein vielfältiges Bild
Handwerker, Arbeiter, Angestellter, Freiberuflich Selbständig, Beamter, Schüler, Student, Hausfrau/-mann – der jagdliche Nachwuchs kommt aus allen Teilen der Gesellschaft.  Knapp 20 % der Befragten schlossen ein Studium oder eine Fachhochschule ab.

Gerne in der Natur sein

 

Wenn es um die Fragen nach dem „Warum mache ich die Jagdausbildung“ geht, ist sich die Hälfte der Auszubildenden einig: alle sind sie gerne in der Natur, gefolgt vom großen Interesse an den Themen. Dieses große Interesse an der Natur wurde durch die Kindheit geprägt. Beispielsweise durch den liebenden Großvater, der ein kleiner Waldbesitzer war und seinen Enkelsohn immer mitnahm in den Wald. Die lehrreichen spannenden Geschichten, die er zu erzählen wusste, über die Bäume und die Tierwelt des eigenen Waldes, haben sich fest im Gedächtnis verankert und prägten die Entscheidung die Jagdprüfung zu machen.

Fehlendes Wissen als Motivator

Selbst wenn man im ländlichen Bereich aufgewachsen ist, so wie Peter, und das Glück hatte seine Sommerferien bei den Verwandten am Bauernhof verbringen zu dürfen, bedeutet es nicht gleich, dass Wissen über die Jagerei weitergegeben wurde. „Dieses Wissen hat mir gefehlt“ war sein O-Ton. Als passionierter Fischer stand die Jagdprüfung nicht in seinem Lebensplan. Peter und seine Freundin haben eine Hütte mit Fischgewässer gepachtet. Am dortigen Standort ist ein Wildtierzuchtgatter mit Rotwild und Damwild.

Von außen betrachtet waren die Jäger und Jägerinnen für ihn früher eine elitäre Clique, mit eigener Sprache und eigenem Gewand die unter sich bleiben möchten, erzählte er mir. Erst durch die Entscheidung den Jagdkurs zu machen, den er gemeinsam mit seiner Freundin absolviert, versteht er was hinter der Jagerei alles steckt.

„Das es so viel mehr ist, war mir gar nicht bewusst“, sagt Peter. Das Bild der Jägerin und des Jägers hat sich durch das bereits angeeignete Wissen des Jagdkurses gewandelt. Für Peter und seine Freundin sind Jägerinnen und Jäger durch ihre Kursteilnahme nun zu ehrenamtliche Naturschützern geworden und ein Satz bringt es für die beiden auf den Punkt: „Wo es Jagerei gibt, werden Wildtiere nicht aussterben.“ Damit zählen sie zur größten Hauptmotivgruppe für eine Teilnahme am Jagdkurs. Den Drang der Natur näher zu kommen, sie verstehen lernen, beobachten die Kursleiter seit mehreren Jahren.

Gesunde Ernährung als Motiv

Für immer mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist Wildbret ein Grund, die „Grüne Matura“ in Angriff zu nehmen.

Diese Motive „Ich esse gerne Wild“ und „Ich möchte wissen, wo mein Essen herkommt“ liegen bei unserer Kurzumfrage nur knapp vor der Familientradition. Die Nachwuchsgeneration von Jägerinnen und Jäger hat den starken Willen selbst anpacken zu wollen, etwa durch die aktive Mitgestaltung die Lebensräume zu verbessern – beispielsweise das Anlegen von Blühflächen in der Kulturlandschaft. Wer Erfolg bei der Jagd haben will, muss Tiere und Pflanzen genau kennen, Spuren lesen können und bei jeder Witterung draußen sein.

Jagd als Familientradition fortsetzen

Von den Befragten angehenden Jungjägerinnen und Jungjäger mit jagdlichem Hintergrund, haben knapp 90 % Jäger oder Jägerinnen in der Familie. Jägerinnen und Jäger erzählen gerne die Geschichten ihrer Kindheit, wie sie mit ihren Vätern oder Großvätern, die sie in den Wald mitnahmen, in die Geschehnisse der Natur eingeweiht wurden. Die Ernte, das Wildbret, wurde zum Abendbrot genossen. Für sie zählt das Auf-die Jagd-gehen zu den unvergessenen Erinnerungen ihrer Kindheit. Die Liebe und der Respekt für die Natur wurden ihnen eingepflanzt. Daher wundert es nicht, dass sie diese Tradition auch künftig weiterleben möchten.

Jungjäger und dann?

Die Jagd erlernt man nur, indem man sie ausübt. Knapp ein Viertel der Teilnehmer, die die Jagdprüfung erfolgreich bestanden haben, möchte die Jagd nicht ausüben. Für sie stand das Motiv Wissen über die Natur im Vordergrund. Die restlichen 75 % haben aber großes Interesse daran. Einige wenige zählen sich familiär bedingt zu den Glücklichen, die dies auch tun können. Was ist aber mit denen, die übrig bleiben?

Einen Ausgangsschein in einer Gemeinschaftsjagd zu erhalten, gestaltet sich oftmals schwieriger, als aktiv in der familiären Eigenjagd mitzujagen. Zurzeit werden die sogenannten Ausgangsscheine in mancher Gemeinde nur an Grundbesitzer vergeben, die dort schon seit gefühlten hundert Jahren die Bewirtschaftung übernommen haben und ähnlich einer Familientradition weitervererben.

Hier bedarf es mehr an Mut, sich zu öffnen und einen kritischen Blick auf vorgegebenen Strukturen zu riskieren. Es ist nötig über den Tellerrand hinauszublicken. Viele Herausforderungen stehen der Jagd bevor. Angefangen von veränderten klimatischen Bedingungen für die Wildtiere (als Beispiel angeführt sei das Gamswild) hin zur Wiedereingliederung des Wolfes in unsere Kulturlandschaft und die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit.

Die Jagd hat in Zukunft viel zu managen. Dafür werden mehr als genug engagierte Hände gebraucht. Nicht zu vergessen ist, das generationsübergreifende Wissen zu schützen, indem es weitergegeben wird und nicht verloren geht. Wenn Jungjäger und Jungjägerinnen aktiv mitgestalten wollen, ist dieses „Brennen“ als eine Chance zu sehen, die genutzt werden muss. Es ist die Aufgabe und das Privileg des Älteren, Wissen zur vermitteln und nicht mit ins Grab zu nehmen.

Die Jagdkurse können nur die Theorie vermitteln, als Basis. Die Revierarbeit ist die Kür. Ähnlich einem Menotring-Programm kann es für Alt und Jung eine bereichernde Erfahrung für einen gesunden Wildbestand im Revier zu sorgen und jagdliche Erlebnisse miteinander zu erleben. Ein Kernproblem dessen sich die Jagd annehmen muss, ist die Entfremdung der urbanen Gesellschaft.

Wir Jägerinnen und Jäger haben es gemeinsam in der Hand, der Öffentlichkeit unser Handwerk glaubwürdig zu vermitteln. Dazu ist es aber nötig, die Jungjägerinnen und Jungjäger an der Hand zu nehmen und ihnen nach dem Jagdkurs die Praxis im Revier zu vermitteln.

UNSERE
LESE-EMPFEHLUNG

Bildquellen für diesen Beitrag: © florianlechner.com | © Markus Pirker
Autor für diesen Beitrag: B. Eberlein / Jagdfakten.at

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