
Frühlingserwachen: So laichen unsere Fische:
Im Frühling pflanzt sich das Flossenvolk auf erstaunlich vielfältige Art fort.
Das kann grausam, aber auch sehr geheimnisvoll sein …wir informieren!
WIE LAICHEN
UNSERE FISCHE?
Das Erwachen der Natur im Frühling ist doch die reinste Idylle: Bunte Blumen, brummende Bienen, sanfte Sonnenstrahlen, sattes Grün – ja, irgendwie ist der Beginn der längeren Tage einfach die friedvollste aller Jahreszeiten. Unter der Oberfläche aber offenbart die Natur das, was wir Menschen nur allzu gern verdrängen: Ein neues Leben muss sich den Weg in die Welt immer auch erkämpfen. Das kann hart, grausam, aber auch geheimnisvoll sein. Ein Blick in unsere heimischen Gewässer ist ein gutes, wenn nicht sogar das beste Beispiel dafür.
Wann laichen unsere Fische?
Zwischen Februar und Mai beginnen die meisten Fische in Österreich zu laichen. Das bedeutet, sie legen Eier, um neues Leben in die Welt zu setzen. Das Wort „laichen“ geht auf das Mittelhochdeutsche Wort „līchen“ zurück, das im Neuhochdeutschen zu „legen“ wurde. Dass es im Zusammenhang mit den Eiern der Fische fällt, hat schon seinen Grund: Denn Fische legen ihre Eier in der Regel ab.
Das funktioniert folgendermaßen: Sobald das Wasser nach den Wintermonaten wärmer wird, geben sie ihre Fortpflanzungszellen ab. Das Weibchen legt so mehrere hundert bis tausende – und wie wir gleich erfahren werden: bis zu einer Million – Eier auf Kies, Pflanzen oder andere Strukturen im Flachwasser ab. Direkt danach gibt das Männchen seinen Samen darüber, die Eier werden also, wie man sagt, „extern befruchtet“. So weit, so theoretisch. Doch die einzelnen Fischarten in Österreichs Gewässern unterscheiden sich stark in ihrer Laichart.
Wie laicht der Karpfen?
Der Karpfen mag’s warm, flach und pflanzenreich – und laicht in der Regel in Gruppen. Und vor allem: sehr, sehr viel. Bis zu eine Million Eier kann ein Weibchen legen! Er schwimmt durch dichte Uferzonen und reibt seinen Bauch an Wasserpflanzen. Dort bleiben die Eier kleben. Männchen folgen, geben ihre Milch ab – und überlassen die befruchteten Eier der Natur.
Das heißt, Karpfen betreiben keine Brutpflege. Von den unzähligen Eiern pro Weibchen überleben nur wenige Hundert – oft sogar weniger. Die meisten fallen Fressfeinden zum Opfer, verpilzen oder sterben durch ungünstige Umweltbedingungen. Die hohe Anzahl an Eiern ist daher reine Überlebensstrategie; das Motto scheint zu lauten: Masse statt Fürsorge.
Wie laicht der Hecht?
Der Hecht ist früher dran. Schon ab sechs Grad Wassertemperatur denkt er ans Ablaichen. Dann zieht er in überschwemmte Wiesen, ins Schilf, ans Ufer. Dort heftet das Weibchen ihre Eier an Stängel und Halme. Das Männchen eilt hinterher.
Hechte und ihre Babyjäger: Auch hier ist die Brut auf sich gestellt – mit einem entscheidenden Unterschied → dass sie früher als die anderen Babyfische zur Jägerin wird, denn die großen Jungfische fressen die kleineren – weil sie offenbar nur so überleben können.
Wie laicht der Zander?
Auch der Zander ist etwas, nun ja, ambitionierter als der Karpfen – und eine Ausnahme unter den heimischen Fischen, wenn es um die Brutpflege geht. Nach dem Ablaichen bewacht das Männchen die Eier nämlich äußerst aggressiv.
Die liebevolle Aggressivität des Zander: Es vertreibt Eindringlinge, fächelt mit den Flossen frisches Wasser zu den Eiern und sorgt so für Sauerstoffzufuhr und Sauberkeit. Das Gelege liegt meist auf Kies oder an Wurzeln im Flachwasser. Die Brutpflege endet, sobald die Larven schlüpfen – dann sind sie auf sich gestellt, und der Beschützerinstinkt des Zanderpapas verpufft.
Wie laicht der Aal?
Ja, auch der Aal ist eine Ausnahme – und irgendwie auch der geheimnisvollste aller heimischen Fische. Zum Laichen zieht er bis zu 7.000 Kilometer in die Sargassosee im Atlantik. Dort laicht er ein einziges Mal ab – und stirbt danach.
Die winzigen Larven treiben mit dem Golfstrom dann nach Europa, verwandeln sich in durchsichtige Glasaale und wandern eigenständig in unsere Flüsse. Ohne Eltern, ohne Anleitung. Man kann das Instinkt nennen, aber letztlich mutet dieses Phänomen doch wie ein stilles Naturwunder an.
Wie laichen Forelle und Saibling?
Und was ist mit unseren lieben Salmoniden? Überraschung: Forelle und Saibling laichen gar nicht im Frühling, sondern im Spätherbst, also zwischen Oktober und Dezember.
Dabei bevorzugen sie den kiesigen Grund von kühlen, sauerstoffreichen Fließgewässern oder klaren Seen, wo sie Laichgruben schlagen, also sanfte Einbuchtungen. Dort liegen die Eier dieser Herbstlaicher und entwickeln sich über den Winter.
Im Frühling, wenn es bei den Karpfen, Zandern und Co. erst losgeht, sind die Forellen und Saiblinge also schon im Teenageralter. Dass die Natur hier unter der Wasseroberfläche aber auf eine ziemlich einzigartige Art erwacht, werden auch sie spüren. Und sich hoffentlich vor den großen Hechtbabys in Acht nehmen. Sicher ist sicher.
UNSERE
LESE-EMPFEHLUNG
Autor für diesen Beitrag: L. Palm / Jagdfakten.at
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