Welche Auswirkungen hat die Vogelgrippe auf die Jagd?
Die Vogelgrippe geht Jägerinnen und Jäger mehr an, als viele glauben. Was das genau bedeutet und warum es auch ein Verdienst der Jägerschaft ist, dass die Vogelgrippe bis dato nichts Schlimmeres angerichtet hat, haben wir recherchiert.
VOGELGRIPPE
Sie schwebt wie ein Damoklesschwert über der heimischen Geflügelwirtschaft und sorgt alle paar Jahre für Momente der Hysterie: Ja, die Vogelgrippe hat alles, was ein dystopischer Pandemiethriller braucht: ein hochansteckendes Virus, eine hohe Todesrate und Behörden, die mit Sperrzonen und Quarantänemaßnahmen einschreiten müssen. Betroffen sind – neben dem Geflügel und Wildvögeln – vor allem die Bauern und Geflügelhalter, die dafür sorgen müssen, dass sich die Aviäre Influenza, wie die Vogelgrippe etwas wissenschaftlicher genannt wird, nicht weiter ausbreitet. Schließlich gilt es, die Zahl der infizierten Tiere möglichst gering zu halten.
Dafür werden die betroffenen Tiere in der Regel – so schreiben es die EU-Standards für Tierseuchenbekämpfung vor – getötet, es werden Überwachungs- und Schutzzonen errichtet, Transporte eingeschränkt und ganze Betriebe desinfiziert. Die Sache ist jedoch die: Ohne die tatkräftige Unterstützung der Jägerinnen und Jäger ist es in den meisten Fällen sehr schwierig, einer Vogelgrippepandemie ein Ende zu setzen.
Mit offenen Augen
durchs Pandemiegebiet
Warum? Weil von der Vogelgrippe (auch bekannt als Geflügelpest) nicht nur die braven Hühner und Puten betroffen sind, die man einfach im Stall wegsperren kann. Sondern auch Wildvögel wie Enten, Gänse, Schwäne und Möwen oder Greifvögel, wie etwa der Seeadler oder der Graureiher – alles Vögel also, die in freier Wildbahn und luftigen Höhen ihre Kreise ziehen und das Virus weiter übertragen können.
Genau hier kommt die Jägerschaft ins Spiel. „Bei den Maßnahmen zur Eindämmung der Geflügelpest sind auch wir Jägerinnen und Jäger gefordert“, schreibt etwa der Niederösterreichische Jagdverband auf seiner Website. Das Schlüsselwort lautet dabei: Fallwild. Damit sind also jene Vögel gemeint, die tot aufgefunden werden, ohne dass sie von der Jägerschaft erlegt worden wären. „Durch die Meldung von tot aufgefundenen Wasser- und Greifvögeln kann die Jägerschaft die Bezirksverwaltungsbehörde unterstützen und damit eine Ausbreitung der Geflügelpest minimieren. Die Funde müssen der zuständigen Amtstierärztin oder dem zuständigen Amtstierarzt gemeldet werden.“ Er oder sie kann daraufhin feststellen, ob besagter Vogel infiziert war oder nicht.
Wichtig ist, wie auch die Steirische Landesjägerschaft in einem Informationsschreiben auf ihrer Website betont: Wem – das gilt auch für Nichttjagende – ein vermehrtes Auftreten von verendeten Vögeln in einem bestimmten Gebiet auffällt, sollte nicht zögern und dies melden. Ob bei der Bezirksverwaltungsbehörde, Reviermeister oder Amtstierärztin – wichtig ist, dass es behördlich bekannt gemacht wird, damit sich die zuständige Stelle darum kümmern kann. Aber wie genau gehen Jägerinnen und Jäger vor? Und warum ist die Hilfe der Jägerschaft bei diesem Thema so wichtig?
Nie ohne Handschuhe und Behälter!
Grundsätzlich gilt: Jägerinnen und Jäger, die auch Geflügelhalterinnen oder Geflügelhalter sind, sollten davon absehen, verendetes Federwild zu verbringen, also zum Amtstierarzt oder anderswohin zu transportieren. Das Risiko, so viele Landesjagdverbände einstimmig, dadurch das Virus in die Geflügelhaltung einzuschleppen, ist einfach zu hoch. Man vergesse nicht: Tatsächlich ist das Vogelgrippevirus hochansteckend, die kleinste Berührung mit einem betroffenen Tier könnte ausreichen, um eine ganze Geflügelhaltung zu kontaminieren.
Fachgerecht vorgehen ist wichtig
Deswegen betonen die österreichischen Jagdverbände auch die Wichtigkeit der fachgerechten Vorgehensweise, wenn Jäger auf Fallwild vom Federwild stoßen:
- Generell sollte der Kadaver ausnahmslos mit Handschuhen angefasst werden,
- der Transport muss in sicheren Behältern erfolgen und
- diese sollten schließlich erst dann geöffnet werden, wenn kein anderes Federwild angesteckt werden kann.
Dank an
umsichtige Jägerschaft
Übrigens: Das seit Jahrzehnten kursierende Vogelgrippevirus H5N1 scheint sich, zumindest langsam, auch an Säugetiere anzupassen, wie bereits einige Fälle in den USA verdeutlichen. Je schneller also auch Jägerinnen und Jäger beim Vorfinden von verendetem Federwild mit Verdacht auf Vogelgrippe handeln, desto weniger Chance lässt man dem Virus, sich weiter anzupassen. Und tatsächlich auch andere Wildtiere zu befallen. Dass es bis heute zu keinem Pandemiethriller im Reich der Vögel – und darüber hinaus! – gekommen ist, ist also auch der umsichtigen Jägerschaft zu verdanken.
UNSERE
LESE-EMPFEHLUNG
Bildquellen für diesen Beitrag: © Pixabay
Autor für diesen Beitrag: L. Palm / Jagdfakten.at
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