Großtrappe in Gefahr: So wird ihr Bestand gerettet
Die Großtrappe ist vom Aussterben bedroht – doch im Nationalpark Neusiedler See arbeitet man intensiv daran, ihre Bestände zu erhalten. Mit Erfolg. Worauf es ankommt und welchen wertvollen Anteil die Arbeit der Jägerinnen und Jäger dabei hat, verrät Nationalpark-Direktor Johannes Ehrenfeldner.
GROSSTRAPPE
IN GEFAHR
Man könnte meinen, um den schwersten flugfähigen Vogel in unseren Breiten müsse man sich keine Sorgen machen. 16 Kilo Körpergewicht, eine Flügelspannweite von fast zweieinhalb Metern, spitzer Schnabel, majestätisches Alpha-Auftreten – die Großtrappe weiß sich schon zu behaupten. Oder? Erstaunlicherweise nicht. Denn dieser Vogel aus der Familie der Trappen ist vom Aussterben bedroht.
Das liegt vor allem daran, dass diese Bodenbrüter weite, offene und vor allem ungestörte Landschaften wie Steppen, Wiesen und Felder benötigen. Ein Habitat also, das durch die Intensivierung der Landwirtschaft und überhaupt der Besiedelung durch uns Menschen immer kleiner wird. Außerdem hat selbst die Großtrappe natürliche Feinde, die ihr gefährlich werden können.
Die gute Nachricht jedoch lautet: Es gibt nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa Projekte, die sich der Großtrappen annehmen – und alles daransetzen, dass ihr Bestand sich langsam, aber sicher wieder erholt. Eines dieser Projekte befindet sich im Nationalpark Neusiedler See.
Lebensraum für Großtrappen
Was ist der ideale Lebensraum für die Großtrappen?
„Wir haben etwa 30 Großtrappen bei uns – das ist nicht sonderlich viel, macht uns aber trotzdem stolz, weil es alles andere als selbstverständlich ist, so einen Bestand zu erhalten“, sagt Nationalpark-Direktor Johannes Ehrenfeldner. Die beiden zentralen Punkte sind dabei folgende: Erstens brauchen die Großtrappen einen entsprechenden Lebensraum, und zweitens muss dafür gesorgt werden, dass sie und ihre Jungen nicht von anderen Tieren gefressen werden.
Genau hier kommt übrigens die elementare Arbeit der Jägerinnen und Jäger ins Spiel. Aber bleiben wir zuerst noch beim Lebensraum. Wiesen und Felder gibt es im 140 Hektar großen Nationalpark zwar genug, doch das allein reicht nicht. „Wenn die Jungen im Frühjahr auf die Welt kommen, steht das Gras meist schon ziemlich hoch“, erklärt Ehrenfeldner. „Damit wir wissen, wo diese Jungen sind, braucht es ein konsequentes Monitoring. Da arbeiten beispielsweise die Gebietsbetreuer eng mit der Organisation BirdLife zusammen, um zu verhindern, dass genau an diesen Stellen gemäht wird.“
Außerdem wurden kleinere Äcker angelegt – Ehrenfeldner nennt sie auch „Ruheplätze für Familien“ –, damit die Großtrappen sich auf sicheres Terrain zurückziehen, ausreichend Insekten fressen und vor allem staubbaden können. „Das ist besonders für die Insektenabwehr und die Desinfektion des Gefieders wichtig.“
Was machen Jägerinnen und Jäger als Prädatorenmanager?
Doch Rasenmäher sind nicht die einzigen Feinde der Großtrappen. „Vor allem den Jungen werden Fuchs und Marder gefährlich; von einem Projekt in Niedersachsen wissen wir auch, dass sogar Igel es gerne auf die Jungen abgesehen haben“, verrät Ehrenfeldner. „Hier leisten Jägerinnen und Jäger eine elementare Arbeit in Sachen Prädationsmanagement, wie wir es nennen.
Das heißt, sie sorgen dafür, dass die Bestände der Füchse und Marder, also der Prädatoren, möglichst geringgehalten werden, damit uns die Großtrappbestände erhalten bleiben.“ Ehrenfeldner spricht von einer „Symbiose zwischen mehreren Verantwortlichen wie etwa Ornithologen, Gebietsbetreuer, Landwirten und Jägern, die im Dienste der Biodiversität hervorragend funktioniert“. Eine Symbiose, die nicht nur den Stellenwert der Jägerinnen und Jäger für den Erhalt von Biodiversität unterstreicht – sondern in Zukunft auch für die Rettung anderer bedrohter Tierarten Schule machen könnte. Und sollte.
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Autor für diesen Beitrag: L. Palm/ Jagdfakten.at
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