Falknerei ist in erster Linie die Beizjagd mit dem Greifvogel. Aber zur Falknerei zählen auch, die Greifvogelzucht und der Greifvogelschutz. Die Falknerei ist von der UNESCO als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt worden.

Falknerei

Unter Beizjagd versteht man die Jagd mit einem abgetragenen (trainierten) Greifvogel auf Beutetiere in ihrem natürlichen Lebensraum. Falkner sind Jäger und müssen sich an das Jagdgesetz des jeweiligen Bundeslandes halten. Alle Greifvögel, die für die Jagd trainiert und eingesetzt werden, bezeichnet man als Beizvögel.

Als eine der ältesten Jagdarten wird die Beizjagd in fast allen Ländern Europas und in vielen Regionen quer über den Erdball in ihrer ursprünglichen Form ausgeübt. Die Beizjagd ist eine besonders naturgetreue und ökologische Jagd, da sie – zwar unter der Regie des Menschen – wie die natürliche Jagd eines Greifvogels abläuft.

Beutegreifer und Beutetier werden dieselben Chancen eingeräumt, wie sie diese auch in der Natur vorfinden. Ziel der Beizjagd ist das harmonische Zusammenspiel von Beizvogel, Falkner und Hund. Sobald der Hund Wild gefunden hat, ist es Aufgabe des Falkners, seinen Beizvogel in eine günstige Jagdposition zu bringen. Kraft, Geschicklichkeit und Ausdauer des Greifvogels und des Beutetiers bestimmen den weiteren Verlauf der Beizjagd.

Es liegt in der Natur der Sache, dass nicht jeder Jagdflug erfolgreich sein kann. Ist der Beizvogel erfolglos, kehrt er zu seinem Falkner zurück und wartet auf eine neue Chance. Im Fachjargon heißt es, dass der Vogel vom Falkner eingezogen wird.

Ist der Vogel jedoch erfolgreich, liegt es am Falkner, schnellstmöglich zu seinem gefiederten Jagdkumpanen zu gelangen, denn – entgegen vieler Meinungen – apportiert der Beizvogel das Wild NICHT! Ein weiterer positiver Aspekt ist die Aufteilung der Beute zwischen Falkner und Beizvogel. Das Wild wird so vollständig verwertet, denn der Beizvogel kröpft nicht nur Fleisch, sondern auch Fell und Knochen, die er in späterer Folge als Gewölle wieder auswirft.

Die zwei Arten der Beizjagd

Der niedere Flug
Beim niederen Flug startet der Beizvogel direkt von der Faust seines Falkners zum Jagdflug. Ideal für diese Jagdart sind beispielsweise Habichte und Bussarde (Blaubussard, Königsrauhfußbussard etc.). Es können aber auch Falken, Adler und andere Greifvögel für den niederen Flug eingesetzt werden.

Der hohe Flug
Der hohe Flug wird auch unter Falknern als „wahre Kunst“ bezeichnet. Hierfür werden typischerweise Falken eingesetzt. Der Beizvogel startet von der Faust des Falkners, um kreisend an Höhe zu gewinnen. Hat er eine optimale Höhe erreicht, wartet er über seinem Falkner auf potentielle Beute. Man spricht hierbei auch vom Anwarten. Falkner und Jagdhund versuchen nun Beute aus der Deckung zu treiben. Bejagt werden auf diese Art meist Vögel wie z. B. Fasane. Fliegt der Fasan auf, geht der Falke in einen rasanten Sturzflug über und versucht so das hochgemachte Wild zu erbeuten.

Die freie Folge – eine Mischung?
Eine weitere Möglichkeit stellt die sogenannte freie Folge dar. Hierbei fliegt der Beizvogel frei von Baum zu Baum, seinen Falkner stets im Blick. Der Beizvogel hat bereits gelernt, dass sein Falkner bzw. dessen Hund für ihn Beute aufstöbern und versucht daher selbstständig, sich stets in einer optimalen Position über seinem Falkner zu befinden. Wird ein Beutetier aufgeschreckt, so geht er direkt zum Jagdflug über. Im Gegensatz zum hohen Flug wartet der Beizvogel zwar nicht an, aber er startet auch nicht von der Faust zum Jagdflug wie beim niederen Flug.

Greifvogelzucht

 

Als profunde Kenner der Greifvögel waren Falkner weltweit die Allerersten, die sich intensiv und äußerst erfolgreich mit der Greifvogelnachzucht auseinandersetzten.

Indirekt häufte sich durch ihre Zuchtbemühungen ein enormes Wissen an, das bei vielen Artenschutzprojekten eingesetzt werden konnte. Die Bedeutung der Vermehrung von Greifvögeln in Menschenhand wurde sogar von der „Internationalen Union für den Schutz der Natur und der natürlichen Ressourcen“ (IUCN) als Artenschutzmaßnahme anerkannt.

Daher lässt sich sagen: Viele der Greifvögel, die im Rahmen von Wiederansiedelungsprojekten in die freie Wildbahn entlassen wurden, stammen aus den Zuchtbeständen der Falkner.

Ebenso fanden moderne medizinische Techniken wie die künstliche Besamung ihren erfolgreichen Einzug in die heutige Greifvogelzucht.

Naturentnahmen sind in Österreich nicht nur gesetzlich untersagt, sondern auch keinesfalls mehr nötig.

Greifvogelschutz

 

Heute bedrohen die Zerstörung von Lebensräumen sowie der Einsatz von Pestiziden viele Greifvogelarten. Als es Falknern erstmals erfolgreich gelang, Greifvögel nachzuzüchten, konnten heimische Arten unter falknerischer Obhut vermehrt und zur Unterstützung der verbliebenen Wildpopulationen ausgewildert werden.

Vorbildhafte Beispiele für die erfolgreiche Wiederansiedelung von Greifvögeln sind der Wanderfalke in Europa und in den USA, die Auswilderung von Kaiseradlern in Österreich, das Bartgeierprojekt in den Alpen sowie die Rettung des Kalifornischen Kondors in Amerika.

UNSERE
LESE-EMPFEHLUNG

Bildquellen für diesen Beitrag: Jagdfakten.at/L. Molter

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