Nachhaltigkeit ist auch bei der Jagd ein wichtiges Thema. Das Umweltbundesamt Wien und das Forschungsinstitut für Wildtierkunde & Ökologie gingen der Nachhaltigkeit der Jagd auf die Spur und entwickelten Prinzipien, Kriterien und Indikatoren (PKI), die auf den drei Säulen der Nachhaltigkeit aufbauen: Ökologie, Ökonomie und soziokulturellen Aspekten.

NACHHALTIGKEIT
der JAGD

Die Prinzipien gelten dabei als die Ziele, für deren Einhaltung bestimmte Kriterien und Subkriterien mit ihren Indikatoren in Form von Fragen und Punktebewertungen sorgen sollen. Sie ermöglichen eine transparente, praxisgerechte, zeiteffiziente und selbständige Überprüfung der Nachhaltigkeit der eigenen Jagdausübung (Interaktive Selbstbewertung). Dieses Bewertungskonzept hat die Entwicklung auf europäischer Ebene und international maßgeblich beeinflusst.

Insgesamt gibt es vier aufeinander abgestimmte PKI-Sets.
Das PKI-Set zur Jagd umfasst 14 Prinzipien, 25 Kriterien und 56 Indikatoren, das zur Forstwirtschaft 11 Prinzipien, 18 Kriterien und 42 Indikatoren, jenes zur Landwirtschaft 11 Prinzipien, 17 Kriterien und 28 Indikatoren und schließlich das zum Freizeit- und Erholungsmanagement 9 Prinzipien, 17 Kriterien und 35 Indikatoren. Da insbesondere in Kulturlandschaften mit Mehrfachnutzung auch andere Landnutzer als Jäger die Wildtiere, deren Lebensräume und die Ausübung der Jagd maßgeblich beeinflussen, wurden auch diese in die Sets aufgenommen.

Die Bewertungssets bieten:

  • eine Möglichkeit der Selbstüberprüfung der Nachhaltigkeit der eigenen Tätigkeiten in Bezug auf Wildtiere, Habitate und die Jagd bzw. andere Nutzungsansprüche;
  • eine Unterstützung der Analyse von individuellen Stärken und Schwächen;
  • eine Hilfestellung bei der Berücksichtigung der eigenen Einflüsse auf Wildtiere, Lebensräume und nachhaltige Jagd;
  • eine Erleichterung der Ableitung von Maßnahmen zur Optimierung der Nachhaltigkeit;
  • eine Messbarkeit der Fortschritte bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsanforderungen (Erfolgskontrolle);
  • eine Möglichkeit des Monitorings von Nachhaltigkeitsveränderungen und
  • eine Anregung zum Hinterfragen der eigenen Landnutzungspraxis (Bewusstseinsbildung, Lernefekt).

Für die Jagd bedeutet das:

Im ökologischen Bereich für die PKI ausschlaggebend sind die Erhaltung und Verbesserung der Wildlebensräume, der Artenvielfalt des Wildes und der genetischen Vielfalt der Wildarten. Dafür sind Abschusspläne und Abschusslisten zentrale Instrumente der Wildbestandsregulierung und der Arterhaltung.

Hauptziel einer ökonomisch nachhaltigen Jagd ist die Sicherung der jagdwirtschaftlichen Ertragsfähigkeit und Rentabilität. Soziokulturell stehen der Interessenausgleich innerhalb der Jagdausübungsberechtigten, die aktive Einbeziehung von Grundeigentümern und anderen örtlichen Nutzer- und Interessengruppen, die Beziehung zwischen Jägern und Nicht-Jägern, das Wohlergehen der Wildtiere sowie jagdethische und jagdkulturelle Aspekte im Fokus.

Das Bewertungsset ermöglicht Jägern eine freiwillige Selbstüberprüfung der eigenen Jagdausübung und gibt erforderlichenfalls Entscheidungshilfe für eine nachhaltigere künftige Jagdausrichtung. Voraussetzung für die Beurteilbarkeit der Nachhaltigkeit der Jagd ist aber die Existenz eines Jagdkonzeptes als vorausschauende Planung jagdlicher Aktivitäten.

Die Bewertung bezieht sich auf die Tätigkeitsbereiche der jeweiligen Landnutzergruppe, im Jagd-Set also der Jäger, sowie auf die dem Jagdrecht unterliegenden wildlebenden Tierarten sowie Tierarten, die mit jagdrechtlich relevanten Wildarten in enger ökologischer Wechselbeziehung stehen. Zeitlich erfassen die Sets den Ist-Zustand. Räumlich gesehen gibt es operative Managementeinheiten, im Jagd-Set also ein Jagdgebiet oder eine Hegegemeinschaft.

Eine Zusammenführung der Ergebnisse dieser Beurteilungseinheiten auf größere Gebiete, z. B. Regionen, ist möglich. Ausgehend von den österreichischen Wildlebensraumtypen und Rahmenbedingungen ist das Bewertungsset außerdem besonders auf europäische Länder mit Revierjagdsystem abgestimmt und kann mit Adaptionen auch international angewandt werden.

Und so sind die Prinzipien – also Ziele der Jagd – definiert:

Ökologie

  • Die Erhaltung und Verbesserung der Wildlebensräume ist ein Ziel der Jagdausübung.
  • Die Jagdausübung soll in ihrem Wirkungsbereich die Erhaltung und
  • Verbesserung der Artenvielfalt des Wildes durch Schutz und Nutzung gewährleisten.
  • Die natürliche genetische Vielfalt der Wildarten wird durch eine entsprechende Jagdausübung erhalten und gefördert.

Ökonomie

  • Sicherung bzw. Verbesserung der jagdwirtschaftlichen Ertragsfähigkeit
  • Effiziente, störungsarme Bejagung des Wildes
  • Land- und forstwirtschaftliche Schadensvermeidung
  • Nutzung der Synergien mit anderen Wirtschaftszweigen

Sozio-Kultur

  • Die jagdlichen Nutzungsinteressen der Bevölkerung werden durch die Jäger berücksichtigt.
  • Ein lokales Arbeitsangebot im jagdlichen Bereich ist anzustreben.
  • Die Jagdausübung soll bei der Bevölkerung eine breite Akzeptanz finden.
  • Die Bejagung orientiert sich am Wohlbefinden des Wildes.
  • Die Jagd orientiert sich an der Bejagung von in der freien Wildbahn selbst reproduzierenden Wildtieren.
  • Jäger sind sich der Auswirkungen ihrer Tätigkeiten auf andere Landnutzungsansprüche bewusst.
  • Der Umgang mit jagdlichen Traditionen ist ein Merkmal der soziokulturellen Nachhaltigkeit der Jagd.

UNSERE
LESE-EMPFEHLUNG

Bildquellen für diesen Beitrag: Jagdfakten.at/L. Molter

DIESEN
BEITRAG TEILEN